Bartholinitis

Eine Bartholinitis betrifft etwa 2–3 % der Frauen im Laufe ihres Lebens, am häufigsten im gebärfähigen Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Etwa 10–15 % der betroffenen Frauen erleben wiederkehrende Entzündungen (rezidivierende Verläufe). In der Postmenopause ist die Erkrankung sehr selten.

Die Bartholin-Drüsen, auch Glandulae vestibulares majores genannt, sind zwei etwa erbsengroße Drüsen im Bereich der Vulva. Sie befinden sich an der inneren Seite der großen Schamlippen auf Höhe des hinteren Scheideneingangs, typischerweise in der Position von 4 und 8 Uhr, wenn man die Vulva wie das Ziffernblatt einer Uhr betrachtet. Ihre Funktion besteht in der Produktion eines schleimigen Sekrets, das zur Befeuchtung des Scheidenvorhofs, insbesondere beim Geschlechtsverkehr, beiträgt. Im gesunden Zustand sind diese Drüsen kaum tastbar und verursachen keinerlei Beschwerden.

Kommt es jedoch zu einer Verstopfung des Ausführungsgangs der Drüse oder zu einer bakteriellen Infektion, kann sich die Drüse entzünden – man spricht dann von einer Bartholinitis. Diese Erkrankung ist bei Frauen im gebärfähigen Alter nicht selten und kann mit erheblichen Beschwerden verbunden sein. In diesem Beitrag beleuchten wir Ursachen, klinische Ausprägungen, diagnostische Maßnahmen und moderne therapeutische Optionen bei Bartholinitis.

Bartholin-Drüsen Anatomie

Die Bartholin-Drüsen bestehen aus tubuloalveolären Drüsenläppchen, die über einen etwa 1,5–2 cm langen Ausführungsgang (Ductus excretorius) in den Scheidenvorhof münden. Die Sekretproduktion wird hormonell reguliert, insbesondere durch Östrogene, und nimmt nach der Menopause deutlich ab. Daher tritt eine Bartholinitis vor allem bei sexuell aktiven Frauen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf.

Die unmittelbare Nähe der Drüsenöffnung zu Haut, Schleimhäuten und dem Anus macht die Bartholin-Drüse anfällig für bakterielle Kontamination, besonders bei mechanischer Irritation oder schlechter Hygiene.

Wie entsteht eine Bartholinitis?

Eine Bartholinitis entsteht typischerweise durch eine Verlegung des Ausführungsgangs, was dazu führt, dass das von der Drüse gebildete Sekret nicht mehr ungehindert abfließen kann. In der Folge kommt es zur Ansammlung von Flüssigkeit im Drüsengewebe, was eine sogenannte Bartholin-Zyste zur Folge haben kann. Diese ist meist schmerzlos, kann jedoch eine spürbare Schwellung verursachen.

Wird die gestaut gefüllte Drüse zusätzlich mit Keimen infiziert, entwickelt sich eine akute Entzündung, also eine Bartholinitis. Dabei reagiert das umliegende Gewebe mit klassischer Entzündungsreaktion: Rötung, Schwellung, Überwärmung und Schmerz. Im weiteren Verlauf kann sich ein Abszess bilden, also eine abgekapselte Eiteransammlung, die sehr schmerzhaft ist und eine chirurgische Entlastung notwendig machen kann.

Bartholinitis Ursachen & Risiko

Die häufigsten Auslöser für eine Bartholinitis sind bakterielle Infektionen, meist durch eine Besiedelung mit Haut- oder Darmbakterien. In vielen Fällen handelt es sich um eine Mischflora.

Die wichtigsten Erreger sind:

  • Escherichia coli – typischer Darmkeim, häufigster Erreger
  • Staphylococcus aureus
  • Streptococcus spp.
  • Anaerobier wie Bacteroides fragilis
  • Neisseria gonorrhoeae (Erreger der Gonorrhoe)
  • Chlamydia trachomatis
  • Mycoplasma genitalium

Infektionen mit Chlamydien und Gonokokken sind häufig sexuell übertragbar und sollten bei jungen Patientinnen mit wechselnden Sexualpartnern stets in Betracht gezogen werden.

Zu den Risikofaktoren zählen:

  • Schlechte Intimhygiene
  • Häufiger Geschlechtsverkehr
  • Enge, nicht atmungsaktive Kleidung (Wärmestau und Feuchtigkeit)
  • Mechanische Irritation (z. B. durch Rasur, Reibung)
  • Vorangegangene Infektionen oder Entzündungen
  • Immunsuppression (z. B. bei Diabetes mellitus oder HIV)

Symptome einer Bartholinitis

Die Beschwerden hängen stark vom Stadium der Erkrankung ab:

  1. Bartholinitis ohne Abszess (frühes Stadium):
  • Einseitige Schwellung der Schamlippe, meist im unteren Drittel
  • Leichte bis mäßige Schmerzen, die sich beim Sitzen oder Gehen verstärken
  • Rötung und Überwärmung des betroffenen Areals
  • Druckgefühl, unangenehmes Ziehen
  1. Bartholinitis mit Abszess (fortgeschritten):
  • Starke, pulsierende Schmerzen
  • Deutliche Schwellung (oft mehrere Zentimeter groß)
  • Spontane Eiterabsonderung möglich
  • Allgemeinsymptome: Fieber, Abgeschlagenheit, Lymphknotenschwellung in der Leiste

Eine spontane Entleerung des Abszesses durch die Haut kann zur Besserung der Symptome führen, heilt aber oft nicht vollständig ab und führt zu Rezidiven.

Diagnose Bartholinitis

Die Diagnose erfolgt vorwiegend klinisch anhand von Anamnese und körperlicher Untersuchung. Die typische Lokalisation, der einseitige Befall und die Schmerzhaftigkeit sind diagnostisch richtungsweisend.

Zusätzliche Maßnahmen:

  • Abstrich aus der Drüsensekretion oder dem Abszess zur mikrobiologischen Analyse (v. a. bei Rezidiven oder STI-Verdacht)
  • Urinanalyse, falls Harnwegsinfekt mit ähnlichen Symptomen vorliegt
  • Transvaginaler oder perinealer Ultraschall, um Tiefe und Ausdehnung einer Zyste oder eines Abszesses besser einzuschätzen
  • HIV- und Syphilis-Test bei Risikopatientinnen
  • Biopsie nur bei unklaren oder tumorverdächtigen Befunden (z. B. in der Postmenopause)

Therapieoptionen: konservativ und chirurgisch

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung, der Infektionslage und dem Wunsch der Patientin.

  1. Konservative Therapie (bei leichter Entzündung oder kleiner Zyste):
  • Sitzbäder mit warmem Wasser, Kamille oder Eichenrinde wirken entzündungshemmend und durchblutungsfördernd
  • Kühlung mit Eispackungen oder Kühlkompressen lindert Schwellung und Schmerz
  • Analgetika und Antiphlogistika, z. B. Ibuprofen oder Diclofenac
  • Antibiotika bei nachgewiesener bakterieller Infektion oder bei systemischen Symptomen (z. B. Amoxicillin-Clavulansäure, Metronidazol, bei STI z. B. Azithromycin oder Ceftriaxon)
  1. Intervention bei Abszess:
  • Inzision und Drainage: Standardverfahren bei eitrigem Abszess. Der Abszess wird eröffnet, gespült und offengelassen oder drainiert. Der Eingriff erfolgt meist in Lokalanästhesie.
  • Word-Katheter: Nach Entleerung wird ein kleiner Gummikatheter in den Drüsengang eingeführt, der 4–6 Wochen verbleibt und ein dauerhaftes Abfließen des Sekrets ermöglichen soll.
  • Marsupialisation: Operative Anlage eines neuen Ausführungsganges durch Eröffnung der Zyste und Vernähen der Kapselränder mit der äußeren Haut. Dadurch entsteht ein dauerhaftes kleines Ostium. Dies reduziert das Rezidivrisiko deutlich und ist bei chronisch rezidivierenden Fällen Methode der Wahl.
  • Exzision (Bartholinektomie): Die vollständige Entfernung der Drüse ist nur selten notwendig – etwa bei therapieresistenten Fällen oder tumorverdächtigen Veränderungen. Die Operation ist technisch anspruchsvoll und wird meist in Narkose durchgeführt.

bei Bartholinitis Verlauf

Mit geeigneter Behandlung ist die Prognose bei akuter Bartholinitis sehr gut. In der Regel heilt die Erkrankung komplikationslos ab. Unbehandelt kann sich ein Abszess ausbreiten, in das umgebende Gewebe einbrechen oder zu Fistelbildung führen.

Etwa 10–15 % der Patientinnen entwickeln rezidivierende Verläufe, insbesondere wenn die Drüsengänge nach einer Entzündung dauerhaft vernarbt sind. In solchen Fällen ist eine chirurgische Maßnahme wie die Marsupialisation oft notwendig.

Nach der Menopause ist eine Bartholinitis selten. Tritt dennoch eine einseitige, schmerzhafte Schwellung auf, sollte unbedingt eine tumoröse Veränderung (z. B. Adenokarzinom der Bartholin-Drüse oder ein Vulvakarzinom) ausgeschlossen werden.

Differenzialdiagnosen

Nicht jede Schwellung im Bereich der Vulva oder des unteren Drittels der großen Schamlippen ist automatisch eine Bartholinitis. Es gibt eine Reihe anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können und im Rahmen der ärztlichen Diagnostik ausgeschlossen werden müssen.

Eine häufige Verwechslungsgefahr besteht mit der Epidermoidzyste, einer gutartigen, meist prall-elastischen, verschieblichen Zyste, die aus verhorntem Epithel besteht. Sie kann entzündlich verändert sein, ist aber in der Regel schmerzlos und tritt meist etwas weiter vorne oder außen auf.

Auch ein Lipom, ein gutartiger Fettgewebstumor, kann im Bereich der Schamlippen auftreten und als tastbare Raumforderung imponieren. Lipome sind weich, gut verschieblich und in der Regel nicht schmerzhaft. Sie entwickeln sich langsam und zeigen keine entzündlichen Zeichen.

Eine weitere wichtige Differenzialdiagnose stellt die Inguinalhernie dar, also ein Bruch durch den Leistenkanal, der sich bei Frauen bis in die Schamlippe erstrecken kann. Diese Hernien können sich beim Husten oder Pressen vergrößern und sind manchmal nur temporär tastbar. Die Abgrenzung zur Bartholinitis erfolgt klinisch und gegebenenfalls mittels Ultraschalls.

Die Skene-Drüsen-Zyste, die von den paraurethralen Drüsen ausgeht, liegt anatomisch näher an der Harnröhre als die Bartholin-Drüse. Dennoch kann eine entzündete oder zystisch veränderte Skene-Drüse ähnlich erscheinen und ebenfalls Schmerzen oder Dyspareunie verursachen.

Ein Abszess anderer Genese, etwa durch eingewachsene Haare oder infizierte Talgdrüsen, kann im äußeren Genitalbereich ebenfalls eine schmerzhafte Schwellung hervorrufen. Die Lokalisation und die Tiefe der Entzündung helfen hier bei der Differenzierung.

Besonders bei älteren Patientinnen sollte stets auch an ein Vulvakarzinom gedacht werden, insbesondere wenn die Schwellung verhärtet, asymmetrisch oder ulzeriert ist, langsam wächst und keine typischen Entzündungszeichen wie Fieber oder Eiter aufweist. In solchen Fällen ist eine Biopsie zur histologischen Abklärung zwingend erforderlich.

Die sorgfältige differenzialdiagnostische Abklärung ist essenziell, um Fehldiagnosen zu vermeiden und bei Bedarf eine zielgerichtete Therapie einzuleiten.

Wann sollte man ärztliche Hilfe suchen?

Ein Arztbesuch ist dringend anzuraten, wenn:

  • Eine tastbare Schwellung im Genitalbereich auftritt
  • Schmerzen, Fieber oder Eiterentleerung bestehen
  • Die Schwellung nach einigen Tagen nicht zurückgeht
  • Es zu wiederholten Entzündungen kommt
  • Eine Raumforderung in der Postmenopause besteht

Bartholinitis behandeln in Wien

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