Blasenkrebs

Blasenkrebs zählt zu den häufigeren urologischen Tumorerkrankungen – wird jedoch bei Frauen häufig erst spät erkannt. Dies liegt unter anderem daran, dass die typischen Symptome von Blasenkrebs oft als Anzeichen harmloserer Erkrankungen wie einer Blasenentzündung missgedeutet werden. Während Männer insgesamt häufiger betroffen sind, haben Frauen im Vergleich dazu tendenziell eine schlechtere Prognose. Warum das so ist, welche Symptome ernst genommen werden sollten und welche modernen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten es gibt, erfahren Sie in diesem Santé femme – Blogbeitrag.

Warum wird Blasenkrebs bei Frauen oft zu spät erkannt?

Ein zentrales Problem in der Früherkennung von Blasenkrebs bei Frauen liegt in der Symptomüberschneidung mit Harnwegsinfekten. Blut im Urin – das häufigste Leitsymptom von Blasenkrebs – wird bei Frauen vielfach als Hinweis auf eine Blasenentzündung interpretiert. Auch andere Beschwerden wie:

  • häufiger Harndrang
  • Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen
  • Druckgefühl im Unterbauch

werden oftmals nicht als Warnsignale einer möglichen Krebserkrankung gewertet. Frauen sind es gewohnt, immer wieder unter Harnwegsinfekten zu leiden – das kann dazu führen, dass ernsthafte Symptome bagatellisiert oder erst spät weiter abgeklärt werden. Das Risiko dabei: Wenn ein Tumor erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird, ist die Therapie meist komplexer und die Prognose ungünstiger.

Wie entsteht Blasenkrebs?

In rund 90 % der Fälle handelt es sich bei Blasenkrebs um ein sogenanntes Urothelkarzinom, das aus der Schleimhaut der Harnblase – dem Urothel – hervorgeht. Diese Zellschicht kleidet die Blase von innen aus und ist besonders anfällig für Reize und schädliche Substanzen, die mit dem Urin ausgeschieden werden. Die häufigsten Risikofaktoren für Blasenkrebs sind:

  • Rauchen: Zigarettenrauch enthält zahlreiche karzinogene Stoffe, die über die Nieren in den Urin gelangen und die Blasenschleimhaut schädigen können. Rund 50 % aller Blasenkrebserkrankungen lassen sich direkt auf das Rauchen zurückführen.
  • Berufliche Exposition: Der Kontakt mit bestimmten Chemikalien, z. B. in der Textil-, Chemie- oder Lederindustrie, kann das Risiko für Blasenkrebs ebenfalls erhöhen.
  • Chronische Entzündungen oder Reizungen: Wiederkehrende Blasenentzündungen, eine chronische Reizblase oder Harnabflussstörungen können ebenfalls ein Risikofaktor sein.
  • Frühere Strahlentherapie: Eine Bestrahlung im Beckenbereich, etwa im Rahmen einer Krebsbehandlung, kann Jahre später zur Entstehung von Blasenkrebs beitragen.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente wie Cyclophosphamid, ein Chemotherapeutikum, sind mit einem erhöhten Blasenkrebsrisiko assoziiert.

Blasenkrebs Symptome

Blasenkrebs macht sich vor allem durch sichtbares oder mikroskopisch nachweisbares Blut im Urin (Hämaturie) bemerkbar. Das Blut kann den Urin rot oder bräunlich verfärben, oft aber bleibt es für das bloße Auge unsichtbar und wird nur im Labor entdeckt. Weitere mögliche Symptome sind:

  • Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen
  • häufiger Harndrang, auch nachts (Nykturie)
  • ein Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung
  • Schmerzen im Unterbauch oder Rücken

Diese Symptome treten meist unspezifisch auf und werden nicht sofort mit einer ernsthaften Erkrankung wie Krebs in Verbindung gebracht. Das macht die Diagnostik gerade bei Frauen schwieriger – umso wichtiger ist es, solche Beschwerden ernst zu nehmen und bei wiederholtem Auftreten oder fehlendem Therapieerfolg gezielt weiter abzuklären.

Diagnose: Wie wird Blasenkrebs festgestellt?

Die Diagnostik von Blasenkrebs erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Urinuntersuchung: Neben dem Nachweis von Blut im Urin können spezielle Tests auf Tumorzellen oder Tumormarker hinweisen.
  2. Bildgebung: Ultraschalluntersuchungen, CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) geben Hinweise auf die Größe und Ausdehnung des Tumors sowie auf mögliche Metastasen.
  3. Zystoskopie (Blasenspiegelung): Die wichtigste Untersuchung zur Diagnose von Blasenkrebs. Dabei wird ein flexibler Schlauch mit Kamera über die Harnröhre in die Blase eingeführt. So kann die Schleimhaut direkt betrachtet und verdächtiges Gewebe gezielt entnommen werden (Biopsie).
  4. Histologische Untersuchung: Erst die feingewebliche Analyse unter dem Mikroskop gibt Aufschluss darüber, ob es sich um Krebs handelt, welcher Zelltyp vorliegt und wie aggressiv der Tumor ist.

Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie von Blasenkrebs richtet sich nach dem Stadium und der Ausbreitung des Tumors. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen:

  • Nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs:

Wenn der Tumor nur auf die Schleimhaut beschränkt ist und noch nicht in die Muskelschicht eingedrungen ist, wird er meist im Rahmen einer transurethralen Resektion (TUR-B) über die Harnröhre entfernt. Anschließend folgt in vielen Fällen eine lokale Behandlung mit Chemotherapie oder BCG (Bacillus Calmette-Guérin), einer abgeschwächten Form des Tuberkuloseerregers, die das Immunsystem zur Tumorbekämpfung anregen soll.

  • Muskelinvasiver Blasenkrebs:

Wenn der Tumor bereits tiefer in die Blasenwand eingedrungen ist, muss häufig die gesamte Blase entfernt werden (Zystektomie). Dabei wird gleichzeitig eine neue Harnableitung geschaffen:

  • Neoblase: Aus einem Stück Dünndarm wird eine neue Blase geformt, die an die Harnröhre angeschlossen wird.
  • Urostoma: Der Urin wird über ein Stoma an der Bauchwand in einen Beutel geleitet.
  • Harnleiter-Darm-Anastomose: Der Urin fließt direkt in einen Teil des Darms und wird mit dem Stuhl ausgeschieden.

Zusätzlich kommen Chemotherapie, Immuntherapie oder Strahlentherapie zum Einsatz, je nach Stadium und individueller Patientinnensituation.

Nachsorge: Warum regelmäßige Kontrollen so wichtig sind

Blasenkrebs hat eine relativ hohe Rückfallrate – das heißt, auch nach einer erfolgreichen Behandlung können neue Tumore entstehen. Deshalb ist eine strukturierte und regelmäßige Nachsorge besonders wichtig. Dazu gehören:

  • Zystoskopien in regelmäßigen Abständen
  • Urinuntersuchungen auf Tumormarker
  • Bildgebende Verfahren bei Bedarf
  • Beratung zur Rauchentwöhnung, falls relevant

Die Nachsorge wird individuell angepasst – je nach Tumorstadium, Therapieform und persönlichem Risiko.

Standardisierte Nachsorgeintervalle

Die Häufigkeit der Nachsorgeuntersuchungen richtet sich nach dem individuellen Risiko – also nach Art, Stadium, Anzahl und Aggressivität des Tumors. Eine typische Nachsorgestrategie sieht wie folgt aus:

  • Im ersten Jahr nach der Behandlung: alle 3 Monate eine Zystoskopie (Blasenspiegelung) und Urinuntersuchung
  • Im zweiten Jahr: alle 6 Monate
  • Ab dem dritten Jahr: einmal jährlich, sofern keine Rückfälle auftreten

Bei Hochrisikopatientinnen oder wiederholten Rückfällen können die Intervalle deutlich enger ausfallen. Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie CT oder Ultraschall notwendig sein, insbesondere wenn die Blase entfernt wurde oder ein erhöhtes Risiko für Metastasen besteht.

Weitere Bestandteile der Nachsorge

Neben der reinen Tumorkontrolle beinhaltet eine umfassende Nachsorge auch:

  • Kontrolle der Nierenfunktion: Blasenkrebs und insbesondere operative Eingriffe an den Harnwegen können die Nieren belasten.
  • Überwachung der Harnableitung: Bei Patientinnen mit künstlicher Harnableitung (Neoblase, Urostoma) ist eine regelmäßige Funktionsprüfung wichtig.
  • Erkennung von Therapiefolgen: Einige Behandlungen, z. B. BCG-Instillationen oder Chemotherapie, können Nebenwirkungen auf die Blasenschleimhaut, das Immunsystem oder andere Organe haben.

Lebensstil und Prävention von Rückfällen

Auch nach erfolgreicher Therapie können Patientinnen aktiv dazu beitragen, das Rückfallrisiko zu minimieren. Besonders wichtig ist:

  • Rauchstopp: Rauchen ist nicht nur ein Risikofaktor für die Entstehung von Blasenkrebs, sondern auch für Rückfälle. Der Verzicht auf Nikotin senkt das Wiedererkrankungsrisiko signifikant.
  • Ausreichend Flüssigkeit trinken: Eine gute Hydrierung sorgt dafür, dass potenziell schädliche Stoffe schnell ausgeschieden werden.
  • Regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung: Ein allgemein gesunder Lebensstil kann das Immunsystem stärken und das Risiko für viele chronische Erkrankungen verringern.
  • Vermeidung unnötiger Blasenreizungen, z. B. durch übertriebene Intimhygiene oder reizende Substanzen.

Psychische Begleitung und soziale Unterstützung

Die Diagnose Blasenkrebs – und insbesondere eine Blasenentfernung – stellt für viele Frauen eine große psychische Belastung dar. Neben der Sorge vor Rückfällen spielen auch Themen wie Körperbild, Sexualität und Alltagseinschränkungen eine Rolle. Daher sollte die Nachsorge nicht nur medizinisch, sondern auch psychosozial umfassend gestaltet werden:

  • Psychoonkologische Begleitung kann helfen, Ängste zu bewältigen und neue Lebensperspektiven zu entwickeln.
  • Selbsthilfegruppen und Patientinnenorganisationen bieten Austausch, Information und emotionale Unterstützung.
  • Ernährungs- oder Physiotherapie kann bei der körperlichen Regeneration und im Umgang mit veränderten Funktionen (z. B. nach einer Neoblase) unterstützen.

 

Geschlechtersensible Medizin: Frauen brauchen gezielte Aufmerksamkeit

Blasenkrebs ist nicht nur ein Männerthema – im Gegenteil: Gerade bei Frauen besteht die Gefahr, dass Warnzeichen übersehen oder fehlgedeutet werden. Daher ist es wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte bei wiederkehrenden Harnwegsbeschwerden, insbesondere bei Blut im Urin, auch an die Möglichkeit eines Tumors denken. Frauen wiederum sollten auf eine gründliche Abklärung bestehen, wenn ihre Beschwerden nicht wie erwartet abklingen oder immer wiederkehren.

Eine geschlechtersensible Diagnostik und Kommunikation ist entscheidend, um Fehldiagnosen zu vermeiden und die Heilungschancen zu verbessern.

Blasenkrebs Bei Frauen

Blasenkrebs ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die bei Frauen oft zu spät erkannt wird. Dabei ist die Früherkennung entscheidend für eine gute Prognose. Jede Frau sollte wissen: Blut im Urin ist niemals normal – selbst wenn es nur einmalig auftritt. Wenn typische Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen oder ständiger Harndrang trotz Behandlung bestehen bleiben, sollte unbedingt eine weiterführende urologische Abklärung erfolgen.

Moderne Diagnostik und Therapie ermöglichen heute eine gezielte und oft sehr erfolgreiche Behandlung – vorausgesetzt, die Erkrankung wird früh genug entdeckt. Vertrauen Sie auf Ihr Körpergefühl und zögern Sie nicht, bei Unsicherheiten medizinischen Rat einzuholen.

Blasenkrebs Diagnose Wien

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