Die Hydronephrose bezeichnet eine Erweiterung des Nierenbeckens und der Nierenkelche aufgrund einer Blockierung des Harnflusses. Diese Blockade kann durch eine Vielfalt von Faktoren entstehen, wie etwa durch Harnsteine, Tumore, Beckenorgansenkungen oder anatomische Anomalien. Wenn die Blockade nicht behoben wird, kann sich Urin in den Nieren stauen, was zu Schmerzen, Infektionen und langfristigen Schäden führen kann. Besonders bedenklich wird die Hydronephrose, wenn sie unbehandelt bleibt und die Nierenfunktion dadurch beeinträchtigt wird. Die Schädigung, die durch Hydronephrose verursacht wird, kann vielfältig sein und reicht von leichten, reversiblen Veränderungen bis hin zu dauerhaften Schäden, die eine Dialyse erforderlich machen können. Die Ursachen einer Hydronephrose sind zahlreich, doch oft bleibt die Erkrankung lange unbemerkt, da sie zunächst keine ausgeprägten Symptome verursacht. Sobald der Druck in der Niere jedoch steigt, treten häufig Schmerzen im unteren Rücken oder im Bereich der Flanke auf, begleitet von Symptomen wie Übelkeit und Harnverhalt. Falls Sie die Befürchtung haben, von Hydronephose betroffen zu sein oder etwaige Symptome aufweisen, steht Ihnen unsere Spezialistin in Wien zur Seite.
Prof. Dr. Bodner-Adler – Spezialistin der Urogynäkologie und Beckenbodenchirurgie
Hydronephrose – Nierenbeckenerweiterung
Wie häufig tritt Hydronephrose auf?
Die Häufigkeit einer Hydronephrose bei Frauen variiert je nach Lebensphase und zugrunde liegenden Ursachen. Während der Schwangerschaft tritt bei bis zu 80 % der Frauen im dritten Trimester eine physiologische Hydronephrose auf, die häufiger die rechte Niere betrifft.
Diese entsteht durch hormonelle Veränderungen und den Druck des wachsenden Uterus auf die Harnleiter.
Bei nicht schwangeren Erwachsenen liegt die Prävalenz obstruktiver Uropathien, die zu einer Hydronephrose führen können, in etwa zwischen 3,5 % und 3,8 %.
Spezifische Daten zur Häufigkeit von Hydronephrose ausschließlich bei nicht schwangeren Frauen sind jedoch begrenzt.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Ursachen einer Hydronephrose vielfältig sind und von anatomischen Anomalien bis zu erworbenen Faktoren wie Harnsteinen oder Tumoren reichen können. Daher variiert die Häufigkeit je nach Population und Risikofaktoren.
Ursachen für eine Hydronephrose
- Harnsteine: Einer der häufigsten Gründe für eine Blockade im Harnabfluss sind Nierensteine, die den Urinfluss aus der Niere verhindern und eine Hydronephrose verursachen können.
- Anatomische Anomalien: Angeborene Fehlbildungen wie eine verengte Harnröhre oder eine Abknickung der Harnleiter können ebenfalls zu einem Blockieren des Harnflusses führen. Besonders bei Frauen, die unter Beckenorgansenkung leiden, können diese anatomischen Veränderungen verstärkt auftreten.
- Tumore und Zysten: Tumore, die im Bereich der Blase, der Harnleiter oder der Niere wachsen, können die Harnwege blockieren und zu einer Hydronephrose führen. Auch Zysten in den Harnwegen können die gleiche Wirkung haben.
- Beckenorgansenkung: Dies ist der Zusammenhang, den es hervorzuheben gilt. Wenn die Beckenorgane wie die Blase oder die Gebärmutter absinken, kann dies den Harnabfluss beeinträchtigen. Besonders bei schwerer Beckenorgansenkung kommt es häufig zu einer Verlagerung der Blase, die dazu führt, dass der Harnleiter komprimiert oder abgeknickt wird. Dieser Zustand kann eine Blockade des Urinabflusses verursachen und zu einer sekundären Hydronephrose führen. Die Beckenorgansenkung verändert die normale Anatomie des Beckens und kann so indirekt das Risiko für die Entstehung einer Hydronephrose erhöhen.
Hydronephrose & Beckenorgansenkung
Die Beckenorgansenkung beschreibt den Zustand, in dem die Beckenorgane, wie die Blase, die Gebärmutter und der Darm, aufgrund von geschwächten Beckenbodenmuskeln und Bindegewebe nach unten sinken. Diese Senkung kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Inkontinenz, Schmerzen und das Gefühl von Schwere im Unterbauch. Doch auch die Harnwege sind von diesem Prozess betroffen. Wenn die Blase aufgrund der Senkung ihre normale Position verlässt, kann sie den Harnleiter komprimieren oder verlagern. Eine solcherart entstehende mechanische Blockade kann verhindern, dass Urin ordnungsgemäß aus der Niere abgeführt wird, was letztlich zur Entwicklung einer Hydronephrose führen kann.
Die Auswirkungen der Beckenorgansenkung auf die Harnleiter und die Blase sind besonders gravierend, wenn die Organe so stark abgesenkt sind, dass sie die natürliche Ausrichtung der Harnwege stark beeinträchtigen. Dies kann in einem chronischen Zustand resultieren, bei dem sich Urin staut und in der Niere anstaut, was wiederum zu einer Entzündung und Infektion führen kann. Die Entwicklung einer Hydronephrose im Rahmen einer Beckenorgansenkung ist eine der schwerwiegenderen Kombinationen, da beide Erkrankungen parallel behandelt werden müssen, um eine nachhaltige Verbesserung zu erreichen.
Risikofaktoren für die Entwicklung
In diesem Abschnitt gehen wir auf die Risikofaktoren für die Entwicklung einer Hydronephrose im Zusammenhang mi einer Beckenorgansenkung ein:
- Fortgeschrittenes Alter: Mit zunehmendem Alter sinkt die Elastizität des Beckenbodens, was die Wahrscheinlichkeit einer Beckenorgansenkung erhöht. In der Folge steigt auch das Risiko einer Hydronephrose, besonders wenn bereits anatomische Anomalien im Harnsystem vorliegen.
- Schwangerschaft und Geburt: Frauen, die mehrere Geburten hinter sich haben, insbesondere solche mit schweren Geburten oder Geburten von großen Babys, haben ein höheres Risiko für eine Beckenorgansenkung. Dies kann die strukturelle Integrität des Beckenbodens und der umliegenden Organe schwächen, was wiederum den Urinfluss behindern kann.
- Übergewicht und chronische Belastung: Übergewicht und chronischer Husten oder Anstrengung (z. B. bei chronischen Atemwegserkrankungen) stellen zusätzliche Risikofaktoren dar. Die übermäßige Belastung des Beckenbodens kann zu einer Schwächung der Muskulatur und damit zur Beckenorgansenkung führen, was wiederum die Nierenfunktion beeinträchtigen kann.
- Verletzungen und Operationen: Beckenverletzungen oder operative Eingriffe wie Hysterektomien oder Bauchoperationen können zu Veränderungen in der Beckenstruktur führen, die das Risiko für eine Beckenorgansenkung und in der Folge für eine Hydronephrose erhöhen.
Symptome von Hydronephrose
Oft entwickelt sich die Hydronephrose schleichend, weshalb die Symptome in den frühen Stadien der Erkrankung nicht sehr auffällig sind. Sobald jedoch der Druck in der Niere steigt und der Urin nicht mehr ordnungsgemäß abfließen kann, treten deutliche Anzeichen auf.
Zu den häufigsten Symptomen einer Hydronephrose zählen folgende:
- Schmerzen im unteren Rücken oder der Flanke: Die häufigste Beschwerde ist ein dumpfer oder stechender Schmerz im Bereich der betroffenen Niere(n). Wenn der Druck in der Niere stark ansteigt, kann dies zu erheblichen Schmerzen führen, die insbesondere im unteren Rücken oder in der Flanke spürbar sind. Bei schwerer Hydronephrose kann der Schmerz auch in den Unterbauch ausstrahlen.
- Übelkeit und Erbrechen: Der erhöhte Druck und die Stauung von Urin können zu einer schlechten Funktion der betroffenen Niere führen. Dies kann Übelkeit und Erbrechen verursachen, da sich Giftstoffe im Körper ansammeln und nicht mehr effektiv über den Urin ausgeschieden werden können.
- Harnveränderungen: Ein weiteres typisches Symptom ist eine Veränderung des Urinflusses. Betroffene können Schwierigkeiten haben, Wasser zu lassen, oder sie bemerken eine geringere Urinmenge. In einigen Fällen kann auch Blut im Urin auftreten, was auf eine mögliche Entzündung oder Verletzung im Harntrakt hinweist.
- Häufige Harnwegsinfektionen: Eine ständige Blockade des Urinflusses kann das Risiko für Harnwegsinfektionen (HWI) erhöhen, was zu weiteren Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen und einem häufigen Harndrang führen kann.
- Schwäche und allgemeines Unwohlsein: Aufgrund der Beeinträchtigung der Nierenfunktion und der Ansammlung von Abfallprodukten im Körper kann eine betroffene Person allgemeine Schwäche und Unwohlsein erfahren.
Die Symptome von Hydronephrose und Beckenorgansenkung können sich überschneiden, insbesondere wenn die Beckenorgansenkung die Blase oder die Harnleiter komprimiert. Ein häufiger klinischer Befund ist, dass Frauen, die unter Beckenorgansenkung leiden, oft auch Anzeichen einer Hydronephrose entwickeln, insbesondere wenn die Absackung der Beckenorgane die normalen Harnwege beeinträchtigt.
Ein typisches Szenario ist, dass eine Frau mit einer Beckenorgansenkung über ein chronisches Gefühl der Schwere im Unterbauch klagt, gleichzeitig aber auch Symptome einer Harnwegsinfektion oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen hat. Diese Beschwerden können auf eine sekundäre Hydronephrose hinweisen, die durch die Veränderung der anatomischen Gegebenheiten im Beckenraum verursacht wird. In solchen Fällen ist es wichtig, die Beckenorgansenkung als möglichen Beitrag zur Blockade des Harnabflusses zu berücksichtigen.
Diagnose von Hydronephrose
Die Diagnose einer Hydronephrose erfolgt in der Regel über bildgebende Verfahren, die eine genaue Beurteilung des Harnabflusses und der Struktur der Nieren ermöglichen. Zu den gängigen Methoden gehören:
- Ultraschalluntersuchung: Der Ultraschall ist die erste Wahl zur Diagnose einer Hydronephrose. Er zeigt die Erweiterung des Nierenbeckens und der Kelche und kann oft eine Blockade im Harnabfluss sichtbar machen.
- CT-Scan (Computertomographie): Bei unklaren Befunden oder komplexen Fällen kann ein CT-Scan durchgeführt werden, um die genaue Ursache der Blockade zu identifizieren und eine detailliertere Darstellung der Nieren und Harnwege zu erhalten.
- MRT (Magnetresonanztomographie): In einigen Fällen, insbesondere bei einer bereits bestehenden Beckenorgansenkung, kann eine MRT-Untersuchung hilfreich sein, um die genaue Anatomie des Beckens und den Zustand der Harnwege zu bewerten.
- Urodynamische Tests: Diese Tests messen den Druck und den Fluss des Urins und können Aufschluss darüber geben, ob die Beckenorgansenkung den Harnabfluss beeinträchtigt.
Hydronephrose Grad 1
Grad 1: Leichte Hydronephrose
Häufig vorübergehend, z. B. durch eine leichte Abflussbehinderung oder Schwangerschaft.
Merkmal: Erweiterung des Nierenbeckens (Pelvis renalis), ohne dass die Nierenkelche (Calices renales) betroffen sind.
In diesem frühen Stadium sammelt sich eine geringe Menge Urin im Nierenbecken, was zu einer leichten Dilatation führt. Die Funktion der Niere ist in der Regel nicht beeinträchtigt, und strukturelle Schäden sind nicht zu erwarten.
HYDRONEPHROSE Grad 3
Grad 2: Mäßige Hydronephrose
In diesem Stadium ist die Hydronephrose oft noch reversibel, wenn die Ursache behoben wird.
Merkmale: Erweiterung des Nierenbeckens und eine leichte Dilatation der Nierenkelche, jedoch ohne Verplumpung (Abrundung) der Kelche.
Der Urin staut sich stärker, wodurch sich die Kelche ausdehnen. Ihre Form bleibt jedoch erhalten, was darauf hindeutet, dass das Nierengewebe noch nicht beschädigt ist. Die Nierenfunktion kann leicht eingeschränkt sein, ist aber meist noch weitgehend normal.
HYDRONEPHROSE Grad 3
Grad 3: Ausgeprägte Hydronephrose
Ohne Behandlung kann das Nierengewebe langfristig geschädigt werden.
Merkmale: Deutliche Erweiterung des Nierenbeckens und der Kelche, wobei die Kelche teilweise verplumpen (abrunden).
Durch den erhöhten Druck im Hohlsystem der Niere verlieren die Kelche ihre typische spitze Form und werden breiter. Das Nierengewebe beginnt, unter dem Druck zu leiden, was zu einer merklichen Einschränkung der Nierenfunktion führen kann.
HYDRONEPHROSE Grad 4
Grad 4: Schwere Hydronephrose
Dieses Stadium stellt eine ernsthafte Gefahr für die Nierenfunktion dar und erfordert in der Regel eine rasche medizinische Intervention, um bleibende Schäden zu verhindern.
Merkmale: Massive Erweiterung des Nierenbeckens und der Kelche mit deutlicher Verplumpung und einer starken Ausdünnung des Nierengewebes.
Der hohe Druck führt zu einer Kompression und Atrophie des funktionellen Nierengewebes. Die Fähigkeit der Niere, Urin zu filtern und auszuscheiden, ist stark eingeschränkt oder kann vollständig erlöschen.
Hydronephrose Behandlung
Die Behandlung der Hydronephrose hängt in erster Linie von der Schwere der Erkrankung, der zugrunde liegenden Ursache und dem Vorhandensein von Komplikationen wie Infektionen oder Nierenversagen ab. Es gibt sowohl konservative als auch chirurgische Behandlungsmöglichkeiten, die je nach individuellen Gegebenheiten angewendet werden:
Konservative Behandlung:
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- Überwachung und Beobachtung: In Fällen von leichter Hydronephrose, die ohne erkennbare Symptome vorliegt, kann zunächst eine engmaschige Überwachung ausreichend sein. Hierbei werden regelmäßig Ultraschalluntersuchungen und Bluttests durchgeführt, um den Zustand der Nieren zu überwachen und frühzeitig auf Veränderungen zu reagieren.
- Antibiotika: Bei gleichzeitig auftretenden Harnwegsinfektionen wird die Behandlung mit Antibiotika notwendig, um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern und die Symptome zu lindern.
Chirurgische Behandlung:
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- Entfernung von Blockaden: Falls eine Hydronephrose durch eine Blockade wie einen Harnstein, einen Tumor oder eine narbige Verengung im Harntrakt verursacht wird, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein. Die Blockade wird entfernt oder der Harnleiter wird operativ wiederhergestellt.
- Harnleiterstente: Bei chronischer oder wiederkehrender Hydronephrose kann das Einlegen eines Stents in den Harnleiter notwendig werden, um den Urinabfluss zu erleichtern. Der Stent hilft, die Blockade zu umgehen und den Druck in der Niere zu reduzieren.
- Pyeloplastik: Eine chirurgische Technik, bei der das verengte Nierenbecken entfernt und der Harnleiter wieder in die normale Position gebracht wird, um den Urinabfluss zu normalisieren.
Hydronephrose bei Beckenorgansenkung in Wien behandeln
Unsere spezialisierte Urogynäkologin Dr. Barbara Bodner-Adler betreut Sie gerne bei der Diagnosestellung und Beratung bei einer Hydronephrose. Ihren Termin können Sie jederzeit ONLINE oder von Montag bis Freitag telefonisch unter +43 1 394 17 17 vereinbaren.