Perimenopause: Die unterschätzte Lebensphase, über die kaum jemand spricht
Viele Menschen kennen den Begriff Menopause. Aber wussten Sie, dass die eigentliche Umstellung schon Jahre vorher beginnt? Diese Übergangszeit nennt sich Perimenopause – und sie ist für zahlreiche Frauen, Transmänner und non-binäre Menschen mit Gebärmutter eine große Herausforderung.
Trotzdem wird darüber noch viel zu wenig gesprochen. Viele Betroffene sind verunsichert, wenn der Zyklus plötzlich unregelmäßig wird, wenn Hitzewallungen den Alltag unterbrechen oder Schlafprobleme zur ständigen Belastung werden.
Dabei ist wichtig zu verstehen: Diese Phase ist kein Ausnahmezustand, sondern ein ganz normaler biologischer Prozess. Je besser Sie darüber informiert sind, desto leichter können Sie damit umgehen und Mythen entkräften.
Was ist die Perimenopause überhaupt?
Die Perimenopause beschreibt die Zeit vor und um die Menopause herum. Sie beginnt im Durchschnitt in den frühen bis mittleren 40ern, manchmal jedoch schon Ende 30. Medizinisch endet sie ein Jahr nach der letzten Regelblutung.
Die Dauer ist sehr unterschiedlich. Bei den meisten dauert sie vier bis acht Jahre, einige erleben nur ein bis zwei Jahre, während andere über ein Jahrzehnt mit den hormonellen Veränderungen zu tun haben.
In dieser Phase sinkt die Fruchtbarkeit, bleibt aber erhalten. Eine Schwangerschaft ist also nach wie vor möglich – auch wenn sie unwahrscheinlicher wird. Das ist ein Aspekt, den viele unterschätzen.
Hormonelle Achterbahn: Was passiert im Körper?
Die Perimenopause ist eine hormonelle Umstellungsphase, die häufig deutlich spürbar ist. Das Hormon Progesteron sinkt meist als Erstes, da Eisprünge unregelmäßig werden. Dadurch kann es zu längeren, stärkeren oder unregelmäßigen Blutungen kommen.
Parallel schwankt das Östrogen stark – manchmal ist es zu hoch, manchmal deutlich zu niedrig. Diese Schwankungen sind die Ursache für viele klassische Beschwerden wie Hitzewallungen, Brustspannen oder Stimmungsschwankungen.
Das follikelstimulierende Hormon (FSH) steigt, da die Eierstöcke immer weniger reagieren. Auch Testosteron nimmt langsam ab, was sich auf Libido und Muskelkraft auswirken kann. Zusammen ergibt sich ein hormonelles Auf und Ab, das Betroffene oft wie eine Achterbahn erleben.
Typische Symptome der Perimenopause
Die Symptome sind individuell sehr unterschiedlich. Manche Menschen spüren kaum Veränderungen, andere fühlen sich über Jahre hinweg stark belastet. Besonders häufig treten Zyklusveränderungen auf: Die Regelblutung kommt unregelmäßig, bleibt monatelang aus oder setzt plötzlich sehr stark ein.
Dazu kommen körperliche Beschwerden. Hitzewallungen und Nachtschweiß sind besonders verbreitet und können den Schlaf erheblich stören. Viele berichten außerdem von einer Gewichtszunahme, vor allem im Bauchbereich, und von Gelenk- oder Muskelschmerzen.
Auch psychische und kognitive Veränderungen sind typisch. Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen und Angstgefühle gehören ebenso dazu wie Konzentrationsprobleme oder das Gefühl, geistig langsamer zu sein – häufig als „Brain Fog“ beschrieben.
Nicht zuletzt wirkt sich die hormonelle Umstellung auf den Intimbereich aus. Vaginale Trockenheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und eine erhöhte Anfälligkeit für Blasenentzündungen sind keine Seltenheit. Laut der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe erleben bis zu 80 Prozent aller Betroffenen Hitzewallungen und Nachtschweiß, rund ein Drittel leidet zusätzlich unter massiven Schlafstörungen.
Mythen rund um die Perimenopause
Rund um die Perimenopause kursieren zahlreiche Mythen, die für zusätzliche Unsicherheit sorgen. Oft wird angenommen, dass sie ausschließlich Frauen betrifft. In Wirklichkeit sind auch Transmänner und non-binäre Menschen mit Gebärmutter betroffen. Ebenso falsch ist die Annahme, die Umstellung beginne erst mit 50. Erste Veränderungen können durchaus schon ab Mitte 30 auftreten.
Besonders problematisch ist die Vorstellung, dass Beschwerden einfach „dazugehören“ und nicht behandelt werden können. Das entspricht nicht der Realität. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Symptome zu lindern. Auch die weit verbreitete Angst, dass eine Hormontherapie grundsätzlich gefährlich sei, ist so nicht haltbar. Moderne Verfahren sind individuell anpassbar und können unter ärztlicher Begleitung sehr wirksam und sicher sein.
Was hilft gegen die Beschwerden?
Ein erster Schritt ist die Anpassung des Lebensstils. Regelmäßige Bewegung – sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining – unterstützt Herz, Knochen und Muskeln und wirkt stimmungsaufhellend. Auch eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Eiweiß, Kalzium und Vitamin D ist hilfreich. Alkohol, Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel sollten hingegen reduziert werden.
Ebenso wichtig ist eine gute Schlafhygiene: feste Schlafenszeiten, ein kühles Schlafzimmer und leichte Mahlzeiten am Abend.
Viele greifen ergänzend zu pflanzlichen Mitteln. Phytoöstrogene aus Soja, Rotklee oder Leinsamen können Hitzewallungen lindern. Mönchspfeffer ist hilfreich bei Zyklusstörungen, während Johanniskraut leichte depressive Verstimmungen abmildern kann – allerdings nur nach Rücksprache, da es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geben kann.
Medizinisch stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Die Hormontherapie (HRT) ist nachweislich sehr wirksam gegen Hitzewallungen, Schlafstörungen und zur Vorbeugung von Osteoporose. Ob sie infrage kommt, hängt von der individuellen Situation ab und sollte immer ärztlich besprochen werden. Bei Beschwerden im Intimbereich können lokale Östrogentherapien – etwa Cremes oder Zäpfchen – sehr effektiv helfen.
Wer keine Hormone nutzen möchte, kann auf nicht-hormonelle Medikamente zurückgreifen, die ebenfalls bestimmte Symptome wie Hitzewallungen reduzieren können.
Gesundheitliche Langzeitfolgen im Blick behalten
Die Perimenopause betrifft nicht nur das Hier und Jetzt, sondern hat auch langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit. Sinkendes Östrogen erhöht das Risiko für Osteoporose, da die Knochen weniger stabil bleiben. Gleichzeitig steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil der schützende Einfluss der Hormone nachlässt. Auch der Stoffwechsel verändert sich. Viele entwickeln eine Insulinresistenz oder nehmen leichter zu.
Gerade deshalb ist es wichtig, frühzeitig auf Vorsorge zu achten und aktiv zu bleiben. Ein gesunder Lebensstil und regelmäßige ärztliche Kontrollen sind die beste Grundlage für die kommenden Jahrzehnte.
Sie sind nicht allein
Die Perimenopause betrifft Millionen Menschen weltweit – und doch wird sie noch immer verschwiegen oder bagatellisiert. Viele fühlen sich allein gelassen, wenn plötzlich Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen oder Hitzewallungen den Alltag bestimmen. Dabei handelt es sich um eine ganz normale Lebensphase. Entscheidend ist, informiert zu sein, das eigene Erleben ernst zu nehmen und sich nicht davor zu scheuen, Hilfe zu suchen.
Unsere Ärztinnen und Ärzte können Sie beraten, welche Behandlung am besten zu Ihnen passt. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann entlastend wirken. Die Perimenopause markiert nicht das Ende, sondern den Beginn eines neuen Abschnitts. Sie ist eine Chance, Körper und Seele neu kennenzulernen.
Perimenopause – Ihre spezialisierte Frauenärztin in Wien
Haben Sie den Eindruck, mitten in der Perimenopause zu stecken? Dann sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden. Notieren Sie, wie sich Ihr Zyklus verändert und welche Symptome auftreten – so erhalten Sie eine klare Basis für eine passende Behandlung.
Und nicht zuletzt: Sprechen Sie offen darüber. Jede Unterhaltung über die Perimenopause trägt dazu bei, Mythen zu widerlegen und das Tabu zu durchbrechen.
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