Urin wird im Körper durch unsere Nieren produziert und über die Harnröhre ausgeschieden, dazu öffnet sich der Schließmuskel der Harnröhre und der Harn kann normal durch die Harnröhrenöffnung abfließen.
Füllt sich die Blase senden die Nerven Signale an das Gehirn uns lösen einen Harndrang aus und wir gehen auf die Toilette. Die Muskeln der Blase ziehen sich beim Wasserlassen zusammen und drücken den Urin heraus.
Was ist eine Reizblase?
Von einer Reizblase spricht man, wenn Menschen innerhalb eines Tages mehr als acht Mal dringenden Harndrang verspüren, auf der Toilette aber meist nur kleine Mengen Urin ausscheiden. Es wird unterschieden zwischen einer trockenen überaktiven Harnblase und einer nassen überaktiven Harnblase, da es bei einigen Betroffenen zu einer unkontrollierten Entleerung der Blase kommt, wenn dem Harndrang nicht nachgegeben wird. Dieser Zustand wird als Dranginkontinenz bezeichnet.
Die überaktive Blase ist recht weit verbreitet, besonders häufig sind Frauen mittleren Alters betroffen.
Erfahren Sie in diesem Blogbeitrag über die Ursachen der Reizblase, ihre Symptome und wie man sie behandeln kann.
Ursachen Reizblase
Die Nerven in den Harnwegen sind bei Menschen mit überaktiver Blase besonders empfindlich. Sie melden an das Gehirn, dass Harn abgelassen werden sollte, obwohl die Blase noch nicht ausreichend gefüllt ist. Das Fassungsvermögen einer Harnblase liegt, abhängig von der Größe, zwischen 500 und 700 Milliliter, bei einem Füllstand von 150 bis 250 Milliliter merkt man im Normalfall, dass man auf die Toilette muss. Die Blase von Männern hat durchschnittlich ein größeres Fassungsvermögen, als die von Frauen.
- Reizblase nach Schwangerschaft, Geburt oder den Wechseljahren: Da der Beckenboden durch eine Schwangerschaft und eine Geburt stark beansprucht wird, können sich Blase, Gebärmutter oder auch die Scheide absenken und es kommt zu den klassischen Symptomen einer Reizblase. Auch mit zunehmendem Alter wird der Beckenboden immer schwächer und in Kombination mit dem einhergehenden Östrogenmangel, der in den Wechseljahren eintritt, kann es zu einer überaktiven Blase kommen.
- Reizblase nach anatomischen Veränderungen und Entzündungen: Körperliche Veränderungen, wie Tumore in der Blase oder im Harnleiter können ebenfalls zu einer Reizblase führen. Auch gutartige Prostatavergrößerungen, Blasensteine, Harnleitersteine oder Prostatakrebs können Ursachen dafür sein.
- Reizblase nach neurologischen Erkrankungen: Schlaganfälle, Multiple Sklerose, Parkinson- oder Alzheimer-Erkrankungen, Gehirntumore oder Nervenerkrankungen können eine Reizblase zur Folge haben. Auch Diabetes mellitus oder Alkoholismus können die neurogene Funktion und können so zur Entstehung einer überaktiven Harnblase beitragen.
- Reizblase nach Bandscheibenvorfall: Bei Wirbelsäulenerkrankungen oder Bandscheibenvorfällen, können die Leitungsbahnen, die die Signale von der Blase an das Rückenmark und zurück übermitteln, beeinträchtigt werden.
- Reizblase nach Unterleibsoperationen, Übergewicht oder langandauernder körperlicher Belastung
Reizblasen-Symptome
Typische Symptome bei einer überaktiven Blase sind das häufige Wasserlassen in kleinen Mengen, Pollakisurie genannt, nächtlicher Harndrang, bei dem der Nachtschlaf für einen oder mehrere Toilettengänge unterbrochen werden muss (Nykturie) und imperativer Harndrang mit oder ohne Dranginkontinenz. Das ständige Wasserlassen bei zu geringer Blasenfüllung kann in manchen Fällen zu unwillkürlichem Urinverlust führen.
Diagnose Reizblase
Um eine Reizblase diagnostizieren zu können, müssen andere Krankheiten als Ursache ausgeschlossen werden können.
Für eine Diagnosestellung wird in der Regel eine Befragung durchgeführt, um alle Symptome und weitere Erkrankungen zu besprechen. Im Idealfall wird vorab ein Tagebuch über Beschwerden, Trinkverhalten und Toilettengänge geführt.
Um andere Krankheiten ausschließen zu können, wir der Urin auf Krankheitserreger, erhöhte Entzündungswerte und anderweitige Auffälligkeiten untersucht.
Bei einer Untersuchung werden die inneren und äußeren Geschlechtsorgane und der Enddarm abgetastet, um feststellen zu können, ob Veränderungen der Organe Einfluss auf den Harntrakt und dessen Funktion vorliegen.
Die Nieren und die Blase werden mittels Ultraschalluntersuchung dargestellt, um Nierensteine, Tumore, Lageveränderungen der Organe, Prostataveränderungen und auch der Füllungszustand der Blase oder eine Stauung der Nieren abklären zu können.
Auch die Bestimmung des Restharns der nach dem Toilettengang in der Blase bleibt, ist ein essentieller Teil der Diagnostik.
Mithilfe von speziellen Druckmessern und Elektroden kann eine urodynamische Untersuchung durchgeführt werden, um die Funktion der ableitenden Harnwege zu bestimmen. Durch dieses Verfahren können das Speichervermögen und die Entleerungsfunktion der Blase vor, während und nach dem Wasserlassen untersucht werden.
In weiterer Folge können ebenso eine Urethrographie oder auch eine Blasenspiegelung in Betracht gezogen werden.
Um Hinweise auf eine Ursache im Gehirn, im Rückenmark oder an bestimmten Nervenbahnen ausschließen zu können, kann eine orientierend neurologische Untersuchung durchgeführt werden.
Wenn keine anderen organischen Ursachen für die Beschwerden festgestellt werden, kann man eine überaktive Blase, also eine Reizblase diagnostizieren.
Reizblase heilbar?
Da die Prognose einer Reizblase sehr individuell ist, kann man nicht allgemein von einer Heilbarkeit sprechen. Beschwerden lassen sich in vielen Fällen durch einfache Maßnahmen lindern, allerdings gibt es auch Fälle, bei denen Betroffene nur wenig auf die empfohlenen Therapiemaßnahmen ansprechen und die Symptome somit weiterhin bestehen bleiben.
Um zu vermeiden, dass die Reizblase-Symptome chronisch werden, ist es wichtig eine regelmäßige ärztliche Betreuung einzuhalten, um körperliche Ursachen kontrollieren und die Therapie adäquat anpassen zu können.
Die Heilungsaussicht einer Reizblasenerkrankung ist außerdem abhängig von der Ursache. In dem Fall, dass sie durch eine Blasenentzündung ausgelöst wurde, die sich antibiotisch gut therapieren lässt, ist die Heilungschance wesentlich höher, als bei Betroffenen, die eine chronisch fortschreitende neurologische Erkrankung haben.
Behandlung Reizblase
Um eine Reizblase zu behandeln, gibt es verschiedene Ansätze. Manchmal helfen bereits Veränderungen des Lebensstils, in manchen Fällen schaffen operative Eingriffe Abhilfe.
- Lebensstil umstellen:
Bei starkem Übergewicht, wird eine Gewichtsreduktion empfohlen und darauf zu achten, dass jeden Tag eine ausreichende Trinkmenge konsumiert wird. Auf reizende Getränke, wie Kaffee, Alkohol oder Fruchtsäfte sollte verzichtet werden.
- Beckenbodentraining:
Essentiell ist in jedem Fall ein Beckenboden- und ein Blasentraining, im Idealfall unter Anleitung einer spezialisierten Physiotherapeutin. Betroffene lernen mit einfachen Übungen und Maßnahmen wieder ein normales Gefühl für den Harndrang und das Wasserlassen zu erlangen und eine bessere Kontrolle über den Harndrang zu bekommen. Bei einem Blasentraining kann es helfen Toilettengänge zu planen.
- Biofeedback:
Durch Biofeedbacktherapie und Elektrostimulation kann außerdem die Beckenbodenmuskulatur gezielt gestärkt und kontrolliert werden.
- Psychologische Beratung:
Da die psychosomatische Komponente bei einer überaktiven Blase nicht außer Acht zu lassen ist, ist es ratsam sich auch psychologische Unterstützung zu holen, da sich diese positiv auf das Beschwerdebild auswirken kann.
- Medikamentöse Behandlung:
Es gibt bestimmte Medikamente, z.B. die Gruppe der Anticholinergika, können zur Behandlung einer überaktiven Blase eingenommen werden. Sie vermindern die Aktivität des Blasenmuskels, die Nebenwirkungen sollten allerdings nicht unterschätzt werden und die Einnahme sollte nur in ärztlicher Betreuung eingenommen werden.
- Botox:
Wenn konservative und medikamentöse Ansätze keine Wirkung zeigen, kann eine Botox-Therapie Abhilfe schaffen. Um die Kontraktionsfunktion der Blase zu vermindern, wird hierbei Botulinumtoxin in die Blasenmuskulatur eingespritzt.
- Hormonelle Behandlung:
Wird die Reizblase durch die hormonelle Veränderung während der Wechseljahre ausgelöst, können bei Frauen auch lokal Östrogenpräparate zum Einsatz kommen.
- Blasenschrittmacher:
In manchen Fällen ist das Einsetzen eines Blasenschrittmachers möglich, dieser stimuliert die sakralen Nerven, die die Blase ansteuern.
- Osteopathische Behandlung:
Hier liegt der Fokus auf der Identifizierung und Behandlung von Spannungs-, Funktions- und Beweglichkeitsstörungen im Bauchraum. Diese werden durch Abtasten aufgespürt und händisch behandelt.
- Blasenaugmentation:
Durch eine Blasenaugmentation kann eine überaktive Blase operative behandelt werden, bei der die Blase durch Darmteilstücke vergrößert wird.
- Zystektomie:
In besonders schweren Fällen kann die Blase operativ komplett entfernt werden und eine Blase durch Darmgewebe komplett neu aufgebaut werden.
- Supravesikale Harnableitung:
Bei diesem Eingriff wird chirurgisch eine Ausleitung des Urins über eine kleine Öffnung in der Bauchdecke erstellt. Der Urin lässt sich dann selbst über einen Sammelbeutel entfernen, der durch einen Katheter mit der Blase verbunden ist.
Hausmittel bei Reizblase:
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- Ausreichend trinken
- Echtes Goldrutenkraut stärkt die Blase
- Betacarotin-reiche Lebensmittel
- Preiselbeeren
- Präparate aus Kürbis, Brennnessel oder Sägepalmenextrakt
- Auf harntreibende Lebensmittel verzichten
Die operative Behandlung einer Reizblase sollte erst dann in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Optionen ausprobiert wurden und zu keinem ausreichenden Heilungserfolg geführt haben.
Reizblase behandeln Wien
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