Scheidenkrebs, auch Vaginalkarzinom genannt, ist eine seltene Form von Krebs, die in der Schleimhaut der Vagina entsteht. Er macht weniger als 1% aller gynäkologischen Krebserkrankungen aus und tritt vor allem bei Frauen über 60 Jahren auf.
Eingeteilt wird Scheidenkrebs in verschiedene Kategorien, die sich in ihrer Entstehung, ihrem Verlauf und auch in ihrer Häufigkeit unterscheiden.
Erfahren Sie in diesem Blogartikel über die unterschiedlichen Arten, die Risikofaktoren, die Symptome, die Diagnose, die Behandlung, die Rehabilitation und auch die Heilungschancen von Scheidenkrebs.
Arten von Scheidenkrebs
Plattenepithelkarzinom
Das Plattenepithelkarzinom ist die häufigste Form von Scheidenkrebs und macht etwa 80-90% aller Fälle aus.
Es entwickelt sich aus den Zellen der Vaginalschleimhaut, die die Innenwand der Vagina auskleiden. In den meisten Fällen entsteht dieser Tumor als Folge einer langjährigen Infektion mit Humanen Papillomaviren, kurz HPV, insbesondere mit den Hochrisikotypen HPV 16 oder HPV 18.
Der Krebs wächst meist langsam, kann jedoch, wenn er unbehandelt bleibt, in tiefere Gewebeschichten eindringen und sich auf andere Organe ausbreiten.
Adenokarzinom
Das Adenokarzinom ist seltener als das Plattenepithelkarzinom und entwickelt sich aus den Drüsenzellen der Vagina. Eine besondere Unterform dieses Krebes ist das klarzellige Adenokarzinom, das fast ausschließlich bei Frauen auftritt, deren Mütter während der Schwangerschat mit Diethylstilbestrol (DES) behandelt wurden. Dieses Hormon wurde bis in die 1970er Jahre verschrieben, um Fehlgeburten zu verhindern, erwies sich jedoch später als krebserregend für die Kinder der behandelten Frauen. Adenokarzinome neigen dazu, schneller zu metastasieren als Plattenepithelkarzinome, weshalb eine frühzeitige Diagnose wichtig ist.
Sarkome
Sarkome sind äußerst seltene bösartige Tumore der Vagina, die aus dem Bindegewebe oder der Muskulatur der Vaginalwand entstehen. Besonders bekannt ist das embryonale Rhabdomyosarkom, das fast ausschließlich bei Kleinkindern und jungen Mädchen auftritt. Diese Tumore wachsen sehr aggressiv und erfordern eine intensive Behandlung mit einer Kombination aus Operation, Chemotherapie und Bestrahlung.
Melanome
Vaginale Melanome sind extrem selten und entstehen aus den pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) der Vaginalschleimhaut. Sie wachsen häufig schnell und haben eine schlechte Prognose, da sie frühe Metastasen in andere Organe bilden. Da Melanome in der Vagina schwer zu erkennen sind, werden sie oft erst in einem späten Stadium diagnostiziert.
Risikofaktoren für Scheidenkrebs
Mehrere Faktoren können das Risiko erhöhen an Scheidenkrebs zu erkranken.
Infektionen mit Humanen Papillomaviren
HPV ist der bedeutendste Risikofaktor für die Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms der Vagina. Bestimmte Hochrisiko-Typen des Virus, insbesondere HPV 16 und 18, können langfristig Veränderungen im Zellkern der Vaginalschleimhaut verursachen, die zu Krebs führen. Die meisten Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit HPV, doch ein gesundes Immunsystem kann das Virus in der Regel erfolgreich bekämpfen. Bleibt die Infektion jedoch über mehrere Jahre bestehen, kann sich eine vaginale intraepitheliale Neoplasie (VAIN) entwickeln, eine Krebsvorstufe, die in einen bösartigen Tumor übergehen kann.
Alter
Das Risiko an Scheidenkrebs zu erkranken steigt mit zunehmendem Alter. Die meisten Fälle treten bei Frauen über sechzig Jahren auf. Klarzellige Adenokarzinome, die mit DES-Exposition in Verbindung stehen, treten hingegen häufiger bei jüngeren Frauen und weiblichen Kindern auf.
Rauchen
Rauchen begünstigt die Entstehung von Scheidenkrebs, weil sich krebserregende Substanzen aus dem Tabakrauch im Vaginalgewebe ablagern. Diese Stoffe können Zellveränderungen verursachen, die zu Krebs führen können. Studien zeigen, dass Raucherinnen ein deutlich höheres Risiko für gynäkologische Krebserkrankungen haben als Nichtraucherinnen.
Immunschwäche
Frauen mit einem geschwächten Immunsystem, beispielsweise aufgrund einer HIV-Infektion oder einer immunsuppressiven Therapie (z.B. nach einer Organtransplantation), haben ein erhöhtes Risiko, an HPV-bedingten Krebsarten zu erkranken. Ihr Körper kann das Virus schlechter bekämpfen, sodass eine chronische Infektion mit Humanen Papillomaviren wahrscheinlicher wird.
Symptome von Scheidenkrebs
Leider bleibt Scheidenkrebs häufig lange unbemerkt, da er in den frühen Stadien meist keine Beschwerden verursacht. Wenn Symptome auftreten, sind diese oft sehr unspezifisch und können mit anderen harmloseren Erkrankungen in Verbindung gebracht werden.
Ein häufiges erstes Symptom sind ungewöhnliche vaginale Blutungen, insbesondere nach dem Geschlechtsverkehr oder außerhalb der Menstruation. Frauen, die bereits in den Wechseljahren sind, sollten besonders aufmerksam sein, wenn es zu erneuten Blutungen kommt, da dies ein Warnzeichen für eine bösartige Veränderung sein kann.
Ein weiteres mögliches Symptom ist ein vermehrter, ungewöhnlicher oder blutiger Ausfluss, der unangenehm riechen kann. Manche Frauen berichten über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder ein Druckgefühl im Beckenbereich. In fortgeschrittenen Stadien können Tumoren in der Vaginalwand tastbar sein oder sogar in benachbarte Organe einwachsen, was zu Beschwerden wie Schmerzen beim Wasserlassen oder Problemen beim Stuhlgang führen kann.
Diagnose von Scheidenkrebs
Die Diagnose von Scheidenkrebs beginnt mit einer gynäkologischen Untersuchung, der der die Ärztin oder der Arzt die Vagina mit Hilfe eines Spekulum inspiziert und auf sichtbare Veränderungen untersucht.
Ein Pap-Abstrich kann helfen, Zellveränderungen frühzeitig zu erkennen. Da dieser Test jedoch primär für Gebärmutterhalskrebs entwickelt wurde, ist er allein nicht immer zuverlässig genug bei der Erkennung von Scheidenkrebs.
Wenn verdächtige Veränderungen festgestellt werden, kann eine Kolposkopie durchgeführt werden. Bei diesem Eingriff wird die Vaginalschleimhaut mit einem speziellen Mikroskop betrachtet, um auffällige Bereiche genauer zu untersuchen.
Zur Bestätigung der Diagnose wird eine Biopsie entnommen, bei der eine kleine Gewebeprobe aus der betroffenen Region entnommen und mikroskopisch untersucht wird.
In weiter fortgeschrittenen Fällen sind zusätzliche Untersuchungen wie MRT, CT oder PET-CT notwendig, um festzustellen, ob der Tumor bereits in andere Gewebe oder umlegende Organe eingewachsen ist.
Scheidenkrebs Behandlung
Die Behandlung von Scheidenkrebs hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Stadium der Erkrankung, die Größe und Lokalisation des Tumors, der allgemeine Gesundheitszustand der Patientin sowie die Tumorart. Die Haupttherapieoptionen sind die operative Entfernung, die Strahlentherapie und die Chemotherapie. In manchen Fällen werden auch zielgerichtete Therapien oder Immuntherapien eingesetzt.
Chirurgische Behandlung
Die operative Entfernung des Tumors ist eine der wichtigsten Behandlungsmethoden, insbesondere wenn der Krebs noch in einem frühen Stadium ist. Das Ziel ist es, den Tumor vollständig zu entfernen, während gleichzeitig die Funktion der Vagina so gut wie möglich erhalten bleibt. Je nach Stadium der Erkrankung gibt es unterschiedliche Operationsmethoden.
Lokale Exzision:
- Wenn der Tumor klein ist und sich auf die oberflächlichen Schichten der Vaginalwand beschränkt, kann er mit einer lokalen Exzision entfernt werden.
- Dabei wird das betroffene Gewebe mit einem Sicherheitsrand entfernt, um sicherzustellen, dass keine Krebszellen zurückbleiben.
- Diese Methode wird häufig bei Vaginalen intraepithelialen Neoplasien (VAIN) oder sehr frühen Stadien von Scheidenkrebs eingesetzt.
Vaginektome (Teilweise oder vollständige Entfernung der Vagina):
- Ist der Tumor größer und hat sich tiefer in das Gewebe ausgebreitet, kann eine teilweise oder auch vollständige Entfernung der Vagina erforderlich sein.
- Bei einer teilweisen Vaginektomie wird nur der betroffene Abschnitt der Vaginalwand entfernt, während die restliche Vagina erhalten bleibt.
- Bei einer totalen Vaginektomie wird die gesamte Vagina entfernt. In einigen Fällen kann später eine rekonstruktive Chirurgie durchgeführt werden, um den Scheidenkanal operativ nachzubilden, sodass ein normaler Geschlechtsverkehr weiterhin möglich ist.
Radikale Hysterektomie und Lymphknotenentfernung
- Hat sich der Tumor bereits auf den Gebärmutterhals oder die Gebärmutter ausgedehnt, kann eine Hysterektomie notwendig sein. Bei diesem Eingriff wird die Gebärmutter entfernt, Eileiter und Eierstöcke können in den meisten Fällen dabei erhalten bleiben.
- Zusätzlich können Lymphknoten in der Leisten- und Beckenregion entfernt werden, um zu überprüfen, ob der Krebs bereits gestreut hat.
Beckenexentration (Komplette Entfernung mehrerer Organe im Beckenraum):
- In sehr fortgeschrittenen Fällen, wenn der Tumor in benachbarte Organe wie die Blase oder den Enddarm eingewachsen ist, kann eine sogenannte Beckenexenteration durchgeführt werden.
- Dabei werden neben der Vagina auch die Gebärmutter, Blase und/oder Teile des Darms entfernt.
- Nach einer solchen radikalen Operation sind oft künstliche Harn- oder Darmausgänge notwendig, diese werden Stoma genannt.
- Diese Operation wird nur in sehr schweren Fällen durchgeführt und ist mit einer langen Erholungszeit verbunden.
Strahlentherapie (Radiotherapie)
Die Strahlentherapie ist eine der häufigsten Behandlungsformen bei Scheidenkrebs. Sie kann als alleinige Therapie, als Ergänzung zu Operationen oder als Hauptbehandlung bei nicht-operablen Tumoren eingesetzt werden. Die zwei Hauptarten der Strahlentherapie sind die externe Strahlentherapie und die Brachytherapie.
Externe Strahlentherapie (Perkutane Bestrahlung):
- Hierbei wird der Tumor von außen mit hochenergetischen Röntgenstrahlen bestrahlt.
- Die Strahlentherapie wird in mehreren Sitzungen über mehrere Wochen hinweg durchgeführt.
- Ziel ist es, Krebszellen zu zerstören und das Tumorwachstum zu stoppen.
- Nebenwirkungen können Hautreizungen im Beckenbereich, Durchfall, Übelkeit oder Müdigkeit sein.
Brachytherapie (Interne Strahlentherapie):
- Bei der Brachytherapie werden kleine radioaktive Implantate oder Strahlenquellen direkt in die Vagina oder in die Nähe des Tumors gebracht.
- Diese Methode ermöglicht eine gezieltere Bestrahlung und schont das umliegende gesunde Gewebe.
- Die Behandlung kann ambulant oder stationär erfolgen und wird häufig mit einer äußeren Strahlentherapie kombiniert.
Strahlentherapie ist besonders wirksam bei lokal fortgeschrittenen Tumoren oder wenn eine Operation nicht möglich ist.
Chemotherapie
Die Chemotherapie wird vor allem in fortgeschrittenen oder metastasierten Stadien eingesetzt, wenn der Krebs bereits gestreut hat. Sie kann in Kombination mit einer Strahlentherapie oder als eigenständige Behandlung erfolgen.
- Chemotherapie nutzt zelltoxische Medikamente, die Krebszellen zerstören oder ihr Wachstum hemmen.
- Die Medikamente werden entweder als Tabletten oder per Infusion in die Blutbahn verabreicht.
- Nebenwirkungen können Übelkeit, Haarausfall, Blutbildveränderungen und eine erhöhte Infektanfälligkeit sein.
In manchen Fällen wird die Chemotherapie mit einer Strahlentherapie kombiniert (Radiochemotherapie), um die Wirksamkeit der Behandlung zu erhöhen.
Rehabilitation und Nachsorge bei Scheidenkrebs
Nach Abschluss der Behandlung ist eine regelmäßige Nachsorge notwendig, um ein mögliches Wiederauftreten des Krebses frühzeitig zu erkennen.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Alle 3-6 Monate in den ersten Jahren, danach jährlich
- Rehabilitationsmaßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität, insbesondere nach Operationen.
- Psychosoziale Unterstützung, da eine Krebserkrankung und die damit verbundenen körperlichen Veränderungen belastend sein können.
Prognose und Heilungschancen bei Scheidenkrebs
Die Überlebensrate hängt stark vom Krankheitsstadium ab. Wenn Scheidenkrebs früh erkannt wird, sind die Heilungschancen relativ gut. In fortgeschrittenen Stadien verschlechtert sich die Prognose, da sich der Krebs dann bereits auf benachbarte Organe oder Lymphknoten ausgebreitet haben kann.
Die beste Möglichkeit, das Risiko für Scheidenkrebs zu reduzieren, ist die HPV-Impfung, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und das Vermeiden von Risikofaktoren wie Rauchen.
Scheidenkrebs abklären in Wien
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