Scheidenpilz, medizinisch als vaginale Candidose bezeichnet, ist eine der häufigsten gynäkologischen Infektionen. Verursacht wird sie in den meisten Fällen durch den Hefepilz Candida albicans, der natürlicherweise in geringer Menge zur Scheidenflora gehört. Solange das mikrobielle Gleichgewicht der Vagina intakt ist, bleibt dieser Pilz harmlos. Kommt es jedoch zu einem Ungleichgewicht – etwa durch äußere Einflüsse oder innere Veränderungen –, kann sich der Pilz stark vermehren und unangenehme Beschwerden verursachen.
In diesem Santé Femme Wissensbeitrag erfahren Sie alles, was Sie über Ursachen, Risikofaktoren, Symptome, Diagnose, Behandlung und Prävention von Scheidenpilz wissen sollten.
Was ist Scheidenpilz?
Scheidenpilz entsteht durch eine übermäßige Vermehrung von Hefepilzen, meistens Candida albicans, in der Scheide. Dieser Pilz ist normalerweise ein harmloser Bestandteil der natürlichen Vaginalflora und findet sich bei vielen Menschen auch auf der Haut oder im Darm. Gerät das empfindliche Gleichgewicht der Scheidenflora jedoch aus dem Lot, kann sich der Pilz stark vermehren und zu einer Infektion führen.
Wichtig ist auch die Unterscheidung von anderen Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können. Dazu gehören etwa bakterielle Vaginose, sexuell übertragbare Infektionen wie Trichomonaden, Allergien auf Pflegeprodukte oder Waschmittel sowie Hauterkrankungen wie Lichen sclerosus oder Ekzeme. Eine genaue Diagnose schützt vor unnötigen oder sogar kontraproduktiven Behandlungen.
Häufig herrscht Verunsicherung, was die Ansteckung betrifft. Obwohl Candida durch Geschlechtsverkehr übertragen werden kann, zählt die vaginale Candidose nicht zu den klassischen sexuell übertragbaren Infektionen. Dennoch kann es – besonders bei häufigen Rückfällen – sinnvoll sein, auch den Partner oder die Partnerin mit zu behandeln oder zumindest mit zu untersuchen. Wichtig ist dabei zu betonen, dass Scheidenpilz nichts mit mangelnder Hygiene zu tun hat – im Gegenteil: übermäßige Reinigung kann sogar schaden.
Ursachen und Risikofaktoren
Es gibt zahlreiche Faktoren, die das Gleichgewicht der Scheidenflora stören und so die Entstehung einer Pilzinfektion begünstigen können:
Antibiotikatherapie
Ein entscheidender Risikofaktor für das Auftreten eines Scheidenpilzes ist die Einnahme von Antibiotika. Diese Medikamente töten nicht nur krankmachende Bakterien, sondern auch die schützenden Milchsäurebakterien (Laktobazillen), die normalerweise das saure Milieu in der Scheide aufrechterhalten. Ohne diese natürliche Barriere kann sich Candida leichter ausbreiten.
Hormonelle Veränderungen
Während der Schwangerschaft, unter hormoneller Verhütung oder in den Wechseljahren verändert sich der Hormonhaushalt, was das Scheidenmilieu beeinflussen kann. Ein höherer Östrogenspiegel begünstigt z. B. das Pilzwachstum.
Immunschwäche
Ein weiterer Risikofaktor ist ein geschwächtes Immunsystem, wie es bei chronischen Erkrankungen, bei starkem Stress oder durch immunsuppressive Medikamente vorkommen kann.
Ein geschwächtes Immunsystem – etwa durch chronische Erkrankungen, Stress oder Medikamente – reduziert die Abwehrkräfte der Schleimhaut.
Diabetes mellitus
Auch Diabetes mellitus spielt eine Rolle, da der erhöhte Blutzuckerspiegel eine günstige Nährstoffquelle für Hefepilze darstellt.
Intimhygiene und Kleidung
Darüber hinaus fördern auch synthetische, nicht atmungsaktive Unterwäsche, enge Kleidung und ein dauerhaft feuchtes Klima im Intimbereich die Entstehung eines Pilzes. Paradoxerweise kann auch eine übertriebene Intimhygiene schaden: Seifen, Intimsprays oder Vaginalduschen zerstören das natürliche Gleichgewicht und machen die Schleimhaut anfälliger für Infektionen.
Weitere Auslöser
Stress, ein unausgewogenes Mikrobiom im Darm, die Einnahme von Kortison oder eine HIV-Infektion können ebenfalls eine Rolle spielen.
Symptome eines Scheidenpilzes
Typische Symptome eines Scheidenpilzes sind ein starker Juckreiz im äußeren und inneren Intimbereich, ein brennendes Gefühl, Rötung, Schwellung sowie ein weißlicher, dickflüssiger Ausfluss mit einer krümeligen, oft als „hüttenkäseartig“ beschriebenen Konsistenz. Viele Betroffene berichten auch von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) oder einem Brennen beim Wasserlassen. Diese Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten und sind meist sehr belastend.
Die Symptome eines Scheidenpilzes sind in der Regel sehr unangenehm, aber gut erkennbar:
- Intensiver Juckreiz im äußeren und inneren Intimbereich
- Brennen beim Wasserlassen oder Geschlechtsverkehr
- Rötung und Schwellung der Schamlippen
- Weißlicher, krümeliger Ausfluss, oft ohne unangenehmen Geruch
- Spannungsgefühl oder Schmerzen
Nicht jede Frau verspürt alle Symptome gleichermaßen. Einige bemerken nur ein leichtes Unwohlsein oder Jucken, andere leiden unter einer Kombination mehrerer Beschwerden.
Diagnose Scheidenpilz: Wann zum Arzt?
Obwohl die Diagnose oft schon anhand der typischen Beschwerden möglich ist, empfiehlt sich vor jeder Behandlung eine gynäkologische Abklärung. Die Ärztin oder der Arzt entnimmt dabei einen Abstrich aus der Scheide, der mikroskopisch untersucht und bei Bedarf im Labor kultiviert wird, um den genauen Erreger zu identifizieren. Das ist besonders wichtig bei wiederkehrenden Infektionen oder wenn die Therapie nicht wie erwartet anschlägt – denn es gibt auch Candida-Arten, die weniger empfindlich auf gängige Medikamente reagieren, wie z. B. Candida glabrata.
Eine gynäkologische Untersuchung schafft Klarheit, vor allem bei Erstinfektion, in der Schwangerschaft oder bei häufigen Rückfällen.
Die Ärztin oder der Arzt nimmt einen Abstrich aus der Scheide, untersucht diesen mikroskopisch und kann bei Bedarf eine Kultur anlegen, um den genauen Erreger zu bestimmen. Wichtig ist diese Differenzierung insbesondere, wenn seltenere Candida-Arten wie Candida glabrata vorliegen, die auf herkömmliche Mittel weniger gut ansprechen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Scheidenpilz
Die Behandlung erfolgt in der Regel lokal mit sogenannten Antimykotika. Diese Wirkstoffe – z. B. Clotrimazol, Miconazol oder Nystatin – werden als Vaginalzäpfchen, -tabletten oder -cremes verabreicht und wirken direkt am Ort der Infektion. In komplizierten Fällen oder bei häufigen Rückfällen kann auch eine systemische Therapie mit Tabletten wie Fluconazol notwendig sein. Diese bekämpfen den Pilz im gesamten Körper und sind insbesondere dann hilfreich, wenn auch der Darm betroffen ist – denn dort kann Candida ebenfalls überleben und zur „Dauerinfektion“ führen.
Lokale Therapie
In den meisten Fällen reicht eine lokale Behandlung mit Antipilzmitteln (Antimykotika) aus. Diese gibt es als:
- Vaginalzäpfchen
- Vaginaltabletten
- Vaginalcremes
Wirkstoffe wie Clotrimazol, Miconazol oder Nystatin wirken gezielt gegen die Pilze. Die Anwendung erfolgt meist über mehrere Tage, je nach Präparat und Ausprägung der Symptome.
Systemische Therapie
Bei wiederkehrenden oder schweren Infektionen kann eine orale Therapie mit Tabletten (z. B. Fluconazol) notwendig sein. Diese wirken im ganzen Körper und bekämpfen auch eine mögliche Candida-Besiedlung im Darm.
Therapie bei häufigen Rückfällen
Tritt ein Scheidenpilz mehr als viermal im Jahr auf, spricht man von einer rezidivierenden Candidose. Hier ist eine genaue Ursachenabklärung notwendig. Zusätzlich kann eine langfristige antimykotische Behandlung in Kombination mit Probiotika oder pH-regulierenden Präparaten sinnvoll sein.
Was tun bei häufig wiederkehrenden Infektionen?
Wenn eine Frau mehrmals im Jahr unter Scheidenpilz leidet, spricht man von einer rezidivierenden Candidose. In diesen Fällen sollte nicht nur erneut die Therapie angepasst, sondern auch nach möglichen Grunderkrankungen oder Auslösern gesucht werden. Zudem ist es sinnvoll, gezielt die vaginale Flora zu stärken – etwa durch Milchsäurekuren, Probiotika oder pH-Wert-regulierende Vaginalgels, die helfen, das natürliche saure Milieu wiederherzustellen.
Frauen, die regelmäßig an Scheidenpilz leiden, sollten mögliche Auslöser systematisch hinterfragen:
- Besteht ein unerkannter Diabetes?
- Wird regelmäßig Antibiotika oder Kortison eingenommen?
- Gibt es hormonelle Ursachen (Pille, Schwangerschaft, Wechseljahre)?
- Wird die Intimhygiene vielleicht übertrieben?
Zur Vorbeugung rezidivierender Infektionen empfehlen sich Maßnahmen wie:
- Verwendung von pH-neutralen Intimwaschlotionen
- Verzicht auf Vaginalduschen
- Baumwollunterwäsche statt Synthetik
- Regelmäßiger Wechsel von Binden und Slipeinlagen
- Unterstützung der Scheidenflora mit Milchsäurepräparaten oder medizinischen Probiotika
Abgrenzung zu anderen Erkrankungen
Nicht jeder Juckreiz im Intimbereich bedeutet automatisch einen Scheidenpilz. Ähnliche Symptome können auch andere Ursachen haben:
- Bakterielle Vaginose (fischiger Geruch, dünnflüssiger Ausfluss)
- Trichomonaden-Infektion (schaumiger Ausfluss, Brennen)
- Allergien oder Irritationen (z. B. durch Pflegeprodukte)
- Dermatologische Erkrankungen wie Lichen sclerosus oder Ekzeme
Eine fachärztliche Abklärung hilft, die richtige Diagnose zu stellen und eine gezielte Behandlung einzuleiten.
Scheidenpilz in besonderen Lebensphasen
In der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft tritt Scheidenpilz besonders häufig auf, was durch den veränderten Hormonhaushalt und ein höheres Zuckerangebot im Vaginalsekret begünstigt wird. Eine frühzeitige Behandlung ist in der Schwangerschaft besonders wichtig, da unbehandelte Infektionen mit einem leicht erhöhten Risiko für Frühgeburten oder Pilzinfektionen des Neugeborenen verbunden sind.
Bei Kindern
Auch bei Kindern kann Candida auftreten – z. B. in Form von Windeldermatitis oder nach Antibiotikaeinnahme. Die Behandlung erfolgt hier besonders schonend und angepasst an das Alter.
In der Menopause
Durch den sinkenden Östrogenspiegel wird die Vaginalschleimhaut dünner und empfindlicher, was Infektionen begünstigt. Hier kann eine lokale Hormontherapie zusätzlich zur Pilzbehandlung sinnvoll sein.
Ist Scheidenpilz ansteckend?
Obwohl Scheidenpilz durch engen Körperkontakt – auch beim Geschlechtsverkehr – übertragen werden kann, gilt er nicht als klassische sexuell übertragbare Infektion. Dennoch kann es bei häufigem Partnerwechsel oder wiederkehrenden Infektionen sinnvoll sein, auch den Partner oder die Partnerin mit zu behandeln oder untersuchen zu lassen.
Hausmittel bei Scheidenpilz
Immer wieder kursieren auch Empfehlungen zu Hausmitteln wie Joghurt-Tampons oder Teebaumöl. Diese Maßnahmen sind allerdings nicht unbedenklich. Während der Kontakt mit probiotischen Kulturen wie Lactobacillusgrundsätzlich sinnvoll sein kann, ist die Anwendung von nicht-sterilem Joghurt in der Scheide nicht medizinisch empfohlen. Teebaumöl wiederum kann stark reizend wirken und ist daher für die empfindliche Vaginalschleimhaut nicht geeignet. Knoblauch wirkt zwar antibakteriell, ist aber für die vaginale Anwendung nicht geeignet.
Wer auf sanfte Unterstützung setzen möchte, greift besser zu medizinisch geprüften Produkten mit Milchsäure oder Probiotika.
Besser ist es, auf medizinisch geprüfte Präparate zurückzugreifen, die auf die empfindliche Vaginalflora abgestimmt sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Scheidenpilz ist eine weit verbreitete, aber gut behandelbare Infektion. Entscheidend ist, die Symptome ernst zu nehmen, frühzeitig medizinischen Rat einzuholen und die Behandlung konsequent durchzuführen. Durch gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Vaginalflora, die Reduktion von Risikofaktoren und eine achtsame Intimhygiene lässt sich das Risiko eines Rückfalls deutlich reduzieren. Ein offener Umgang mit dem Thema – sowohl in der ärztlichen Beratung als auch im persönlichen Umfeld – hilft dabei, Scheidenpilz zu enttabuisieren und die Lebensqualität betroffener Frauen nachhaltig zu verbessern.
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