Toxisches Schocksyndrom

Drei bis sechs von 100.000 Frauen im sexuell aktiven Alter erkranken an dem Toxischen Schocksyndrom, umgangssprachlich wird auch von der Tamponkrankheit gesprochen.

Das Toxische Schocksyndrom (TSS) ist eine Infektionserkrankung mit dem Staphylococcus oder Streptokokkus pyogenes Keimen. Diese Bakterien kommen in der Natur überall vor, das toxische Schocksyndrom kommt aber zum Glück eher selten vor, kann aber tödlich verlaufen.

Es tritt dann auf, wenn eine hohe Anzahl dieser Keime in den Organismus eindringen und dort auf das Immunsystem treffen, welches noch keine Antikörper gegen sie gebildet hat. Es ist also nicht möglich die Infektionsauslöser schnell zu neutralisieren.

Je älter wir werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Körper bereits Antikörper gegen die Erreger gebildet haben.

Toxisches Schocksyndrom bei Mädchen und jungen Frauen

Die Erreger des Toxischen Schocksyndroms können durch Insektenstiche, Verbrennungen, Hautwunden oder auch chirurgische Wunden eindringen. Außerdem können sie auch durch die Verwendung von Menstruationstassen, Tampons und Diaphragmen in den Körper gelangen. Auch während dem Wochenbett oder nach einem infektiösen Abort, nach Komplikationen mit Abszessen, bakteriellen Infektionen, Nasen- und Nebenhöhlenentzündungen und Haut- und Schleimhautinfektionen kann es zu einer Ansteckung kommen.

Symptome Toxisches Schocksyndrom

Laut dem Robert Koch Institut ist eine lebensbedrohliche Infektion mit dem Toxischen Schocksyndrom durch folgende Symptome gekennzeichnet:

  • Fieber über 39°C
  • Hypotonie (Blutdruckwerte unterhalb von 100/60 mmHg)
  • Diffuses makulöses Exanthem (klein- oder großfleckiges Exanthem, das dem Ausschlag bei Masern oder Röteln gleichen kann
  • Eine bis zwei Wochen nach Beginn der Krankheit kann eine Hautschuppung (vor allem) an den Handflächen und den Fußsohlen auftreten, der einem Sonnenbrand ähnelt.
  • Vier bis sechzehn Wochen nach der Infektion kommt es zu Haarausfall und die Nägel fallen ab.

Das TSS beginnt meistens mit grippeartigen Symptomen und hohem Fieber über 39°C. Durch die Bakteriengifte gerät der Organismus rasch in einen Schockzustand. Zunehmende Schwäche, Benommenheit und Schwindel tritt durch den abfallenden Blutdruck ein. Die Schleimhäute sind durch die erhöhte Durchblutung stark gerötet. Durch den starken Blutdruckabfall kommt es innerhalt weniger Stunden bis Tage zu einer Unterversorgung der inneren Organe.

Das Toxische Schocksyndrom ist mit einem Multiorganversagen verbunden, für eine genaue Diagnosestellung müssen drei oder mehr der folgenden Organsysteme beteiligt sein:

  • Gastrointestinaltrakt: Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall
  • Muskulatur: ausgeprägte Muskelschmerzen mit Erhöhung des Serumkreatinins bzw. der Phosphokinase
  • Schleimhäute: vaginale, oropharyngeale (den Mund- und Rachenraum betreffend) oder konjunktivale (die Bindehäute betreffend) Hyperämie (verstärkte Durchblutung der Schleimhäute)
  • Nieren: Erhöhung von Harnstoff oder Kreatinin im Serum, Pyurie (Eiter im Harn) ohne Nachweis einer Harnwegsinfektion
  • Leber: Erhöhung der Leberwerte wie Transaminasen, Bilirubin oder alkalischer Phosphatase
  • Zentrales Nervensystem: Desorientiertheit, Bewusstseinsstörung

Toxisches Schocksyndrom Risikofaktoren

Etwa 92% aller bekannten Fälle sind bei menstruierenden Frauen aufgetreten, die durchschnittlich 23 Jahre waren. Diese Fälle sind vor allem im Zusammenhang mit dem Gebrauch von Tampons aufgetreten.

Zu den Risikofaktoren zählen junges Alter, nicht behandelte bakterielle Infektionen, Verwendung hochsaugfähiger Tampons und Menstruationstassen (insbesondere dann, wenn sie lange in der Scheide verbleiben) und eine Staphylokokkus-Besiedlung der Vagina.

Weitere Risikofaktoren sind Geburten (Verletzungen der Scheide), Atemwegsinfektionen, Weichteilinfektionen, Operationen jeder Art, Fremdkörperverletzungen und auch Verbrennungen.

Unterschied menstruelles und nicht-menstruelles Toxisches Schocksyndrom

Unabhängig davon wodurch das TSS ausgelöst wurde, sind die Symptome immer die gleichen. In 95% der Fälle von menstruellem Schocksyndrom setzen die Symptome, wie Fieber und Ausschlag, während der Menstruation ein. Wird das Syndrom z.B. durch einen Wundinfekt ausgelöst, treten die ersten Symptome innerhalb von 48 Stunden auf.

Vorbeugung Toxisches Schocksyndrom

Um das Auftreten eines Toxischen Schocksyndroms zu verhindern, ist es wichtig auf die Intimhygiene, insbesondere eine sorgfältige Menstruationshygiene zu achten. Achten Sie darauf Ihre Periodenprodukte regelmäßig zu wechseln, auch wenn die Blutung aktuell schwächer sein sollte. Reinigen Sie Ihren Intimbereich täglich und achten Sie darauf keine reizenden Duschgels zu verwenden. Im Normalfall reicht dank der selbstreinigenden Eigenschaften der Scheide, eine Intimwäsche mit Wasser aus. Sie können aber auch sanfte Reinigungsgels und Reinigungsschäume, die auf den pH-Wert der Vagina abgestimmt sind, verwenden. Diese erhalten Sie in der Apotheke oder auch im Drogeriemarkt. Sollten Sie Fragen zum Thema Intimhygiene haben, zögern Sie nicht dies mit Ihrer behandelnden Frauenärztin / Ihrem Frauenarzt zu besprechen.

Wichtige Tipps für die Verwendung von Menstruationstassen und Tampons:

  • Vor und nach dem Einführen der Tasse oder des Tampons ist es wichtig sich die Hände gründlich zu waschen
  • Im Idealfall wechseln Sie immer wieder zwischen Tampons, Menstruationstassen, Binden oder Periodenunterwäsche
  • Hygieneprodukte alle vier bis acht Stunden wechseln
  • Vor dem Schlafengehen und gleich nach dem Aufstehen sollte unbedingt ein Tampon-/Tassen-Wechsel stattfinden
  • Besonders saugfähigen Tampons gilt es zu vermeiden
  • Es ist besser einen kleinen Tampon oder eine kleine Menstruationstasse zu verwenden und dafür öfter zu wechseln
  • Ist es in der Vergangenheit bereits zu einem Toxischen Schocksyndrom gekommen, sollten Sie auf die Verwendung von Tampons oder Menstruationstassen gänzlich verzichten
  • Verwenden sie ausschließlich Tampons die unbeschädigt und originalverpackt sind
  • Spülen Sie Ihre Menstruationstasse vor jedem erneuten Einführen mit heißem Wasser gründlich ab
  • Kochen Sie Ihre Menstruationstasse am Ende und vor jeder Blutung aus
  • Riecht Ihre Menstruationstasse unangenehm oder ist sie beschädigt, verwenden Sie diese nicht mehr und entsorgen Sie diese

Diagnose und Behandlung Toxisches Schocksyndrom

Sollten Sie Symptome des Toxischen Schocksyndroms bemerken, suchen Sie bitte umgehend eine Ärztin / einen Arzt auf oder begeben Sie sich ins Krankenhaus. Dort wird mittels Tupferproben der im Verdacht liegenden Infektionsstelle (mit einem sterilen Wattestäbchen) und ein Blutbild ermittelt, ob sich Erreger in Ihrem Blut befinden. Eventuell werden auch bildgebende Verfahren, wie Ultraschall. MRT oder CT, für die Diagnosestellung benutzt.

Bestätigt sich der Verdacht, werden sofort intensivmedizinische Behandlungen gestartet. In der Regel erfolgt eine Antbiotika- und Flüssigkeitsgabe und die Funktion Ihrer Organe werden kontrolliert.

  1. Entfernen der Infektionsquelle/Infektionsursache:

Ist ein Tampon oder eine Menstruationstasse der Auslöser für das TSS, wird es unverzüglich entfernt. Handelt es sich um eine Infektion durch offene Wunden, wird hier von den behandelnden ÄrztInnen der Infektionsherd entfernt, indem die Wunde gesäubert und desinfiziert wird. Wenn die Infektion beispielsweise durch ein Abszess ausgelöst wird, wird dieses meist operativ entfernt.

  1. Eindämmen der bakteriellen Infektion:

Durch die Gabe von Antibiotika wird die weitere Ausbreitung der Bakterien blockiert, indem sie abgetötet werden. Meist wird im Fall eines TSS eine Kombination aus Beta-Laktam-Antibiotika und Clindamycin verabreicht.

  1. Stabilisieren des Kreislaufes:

Da der Blutdruck bei den Patientinnen mit TSS meist sehr niedrig ist, ist es wichtig den Kreislauf zu stabilisieren. Hierfür wird Flüssigkeit durch eine Infusion zugeführt und falls notwendig auch ein Medikament verabreicht, das die Blutgefäße verengt, um den Blutdruck zu steigern.

  1. Bakteriengifte neutralisieren:

Um die von den Bakterien gebildeten Giftstoffe wirkungslos zu machen, werden spezielle Antikörper-Präparate verabreicht.

  1. Immunsystem hemmen:

Um das stark reagierende Immunsystem unter Kontrolle zu bringen, werden Wirkstoffe aus der Gruppe der Kortikoide gegeben. Diese wirken stark entzündungshemmend, das Immunsystem hat somit also weniger Arbeit.

  1. Organfunktionen aufrechterhalten:

Häufig sind durch die Infektion bereits Organe in ihrer Funktion betroffen. Um diese aufrechtzuerhalten werden abhängig vom betroffenen Organ unterschiedliche Maßnahmen ausgeführt. Bei einer Beeinträchtigung der Lunge kann es sein, dass eine künstliche Beatmung zum Einsatz kommt. Ist die Niere betroffen, ist es möglich durch ein Dialysegerät deren Aufgabe zu übernehmen und die Blutreinigung durchzuführen.

Andere Infektionen ausschließen

Folgende Infektionserkrankungen müssen bei einer Diagnosestellung eines Toxischen Schocksyndroms ausgeschlossen werden.

  • Toxic Shock-like Syndrome: Das Krankheitsbild ähnelt dem TSS, wird aber durch andere Erreger ausgeläst.
  • Lebensmittelvergiftung durch Staphylokokken-Enterotoxine
  • Steven-Johnson-Syndrom: Ist eine schwerwiegende Infekt- oder auch Arzneimittelbedingte Hauterkrankung
  • Lyell-Syndrom: Verschiedene Hautkrankheiten mit einer großflächigen Epidermolyse
  • Meningitis: Hirnhautentzündung
  • Scharlach
  • Masern
  • Rocky-Mountains-Fleckfieber
  • Leptospirose

Information Toxisches Schocksyndrom Wien

Hinweis: Rufen Sie bitte bereits bei den ersten Anzeichen für ein Toxisches Schocksyndrom den Notarzt, insbesondere wenn Sie gerade Ihre Periode haben und Tampons oder auch eine Menstruationstasse verwenden/verwendet haben.

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