Die Dysplasiesprechstunde ist eine Spezialsprechstunde für Frauen insbesondere zur Abklärung und Behandlung unklarer Befunde im Genitalbereich bzw. nach auffälligen Abstrichen bei den Krebsvorsorgeuntersuchungen – dies beinhaltet die Bereiche Gebärmutterhals, Scheide und Schamlippen (Vulva). Ferner können im Rahmen dieser Sprechstunde akute sowie chronische Infektionen und Hautveränderungen des Genitale abgeklärt werden.
Sie können jederzeit einen Termin zur Beratung oder Untersuchung hier bei unseren Spezialisten vereinbaren.
Was sind Dysplasien?
Dysplasien („Krebsvorstufen“) im medizinischen Sprachgebrauch sind Zellveränderungen, die auf eine Abweichung vom normalen Zellbild zurückzuführen sind. Diese Veränderungen sind in den meisten Fällen nicht bösartig, können aber Vorstufen einer Tumorerkrankung darstellen. Solange die Zellveränderungen die natürlichen Grenzen zum gesunden Gewebe nicht durchwachsen, liegt kein Krebs vor.
Dysplasien verursachen keine Beschwerden und werden daher von den Frauen in der Regel nicht selbst bemerkt. Je nach Schweregrad der Veränderung können diese jedoch bei fehlender Behandlung zu einem bösartigen Tumor werden. Wichtig ist daher, die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung und die professionelle kolposkopische (genaue Begutachtung der Zellen durch den Arzt mit Hilfe eines Kolposkopes) und histologische Abklärung (Entnahme von Zellproben) auffälliger Krebsvorsorgeabstriche (PAP Abstriche).
Man unterscheidet allgemein drei Schweregrade von Zellveränderungen, die vom Pathologen anhand einer Gewebeprobe eingeteilt werden.
Nicht jede Dysplasie wird zu einer bösartigen Erkrankung. Vor allem leichtgradige Veränderungen bilden sich zu einem hohen Prozentsatz spontan zurück, weniger häufig mittelgradige. Bei hochgradigen Veränderungen sollte eine Therapie erfolgen und diese werden in der Regel im Rahmen eines kleinen Eingriffes entfernt. Die jeweilige Therapie orientiert sich an Begleitfaktoren und Zusatzbefunden und wird individuell mit ihnen besprochen.
Die medizinische Nomenklatur unterscheidet je nach Lokalisation
Gebärmutterhals
CIN : Cervikale Intraepitheliale Neoplasie („Neubildung“)
Vulva
VIN : Vulväre Intraepitheliale Neoplasie
Scheide
VAIN: Vaginale Intraepitheliale Neoplasie
Wie entstehen Dysplasien? Welche Risikofaktoren gibt es?
Seit ca. 20 Jahren weiß man, dass eine Infektion mit Viren, sogenannten Humanen Papillomaviren (HPV) eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Zellveränderungen am Gebärmutterhals spielt. Weitere Faktoren, wie Infektionen und Schwäche der Immunabwehr können Zellveränderungen beziehungsweise die Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) begünstigen. Hormone wie, z.B. die „Pille“, verursachen keine Krebsvorstufen am Genitale.
Humane Papillomaviren (HPV)
Die Ursache für die Entstehung von hochgradigen Zellveränderungen sowie eines Gebärmutterhalskrebses (Zervixkarzinoms) ist die langanhaltende Infektion mit sogenannten Humanen Papillomaviren
Es gibt eine Vielzahl an HPV Typen und eine Infektion mit HPV betrifft weltweit sowohl Männer als auch Frauen. Die HPV-Infektion ist eine sehr häufige (eine der häufigsten), sexuell übertragene Infektion. Die Durchseuchung mit dem Virus ist vor allem bei jungen Frauen sehr hoch. Man schätzt, dass etwa 80 % der Frauen mindestens einmal in ihrem Leben eine HPV Infektion erleben. Die Mehrzahl der Infektionen ist meist vorübergehend und asymptomatisch. Die effektivste Maßnahme gegen HPV-Infektionen ist die prophylaktische HPV-Impfung.
Viele HPV Typen sind harmlos. Die Viren werden in so genannte Hochrisiko und Niedrigrisiko-Typen unterteilt. Einige dieser sogenannten Niedrigriskotypen können jedoch zur Entstehung unangenehmer Genitalwarzen (Condylomen) führen. Hochrisiko-HPV-Typen können zu Zellveränderungen (Dysplasien) führen und am häufigsten finden sich diese am Gebärmutterhals.
HPV führt also nur in den wenigsten Fällen zu einer Krebsentstehung, ist aber Voraussetzung, dass Gebärmutterhalskrebs überhaupt entstehen kann. Der Nachweis von HPV ist daher für sich alleine kein Anlass zur Besorgnis. Die Bedeutung der jeweiligen Infektion wird gemeinsam mit den vorliegenden Befunden des Krebsabstriches im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung oder einer Dysplasiesprechstunde besprochen.
Wie läuft eine Untersuchung in der Dysplasiesprechstunde ab?
Entscheidend für die Früherkennung auffälliger Befunde am Genitale ist die jährliche Vorsorgeuntersuchung bei Ihrem Frauenarzt. Sollten hier weiter abklärungswürdige Befunde auftreten, wird Sie dieser in eine Dysplasiesprechstunde überweisen. Hierzu sollten Sie die entsprechenden Vorbefunde (z.B. PAP-Abstrichergebnisse, HPV Testergebnisse) mitbringen.
Nachdem Sie gezielt nach Ihren Beschwerden im gynäkologischen Bereich befragt wurden, erfolgt die Untersuchung. Hierbei wird auf dem gynäkologischen Untersuchungsstuhl zunächst das äußere Genitale auf Veränderungen hin untersucht, z.B. Genitalwarzenwarzen (gutartige HPV assoziierte Veränderungen), Dysplasien der Vulva, Zellveränderungen bedingt durch chronische Infektionen und weitere lokale Befunde. Nach Einführen der Spekula werden die Scheidenwände und insbesondere der Muttermund inspiziert.
Manche Veränderungen sind hierbei schon mit bloßem Auge erkennbar.
Um auch leichte Zellveränderungen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind, sichtbar zu machen, erfolgt danach eine Untersuchung mit dem sogenannten Kolposkop (Lupenbetrachtung des Gebärmutterhalses).
Mit diesem speziellen Mikroskop können Haut-/Schleimhautveränderungen unter starker Vergrößerung sichtbar gemacht werden.
Zur besseren Differenzierung zwischen normaler und veränderter Schleimhaut wird verdünnte Essigsäurelösung aufgetragen, ferner auch Jodlösung. So können krankhaft veränderte Areale von gesunden Schleimhautbereichen abgegrenzt und genauer klassifiziert werden. Ferner können bei der Untersuchung Zellabstriche gewonnen (PAP), bei Bedarf der HPV-Status ermittelt und weitere mikrobiologische Abstriche auf Bakterien und Pilze gewonnen werden. Bei suspekten Arealen kann unter lokaler Betäubung auch eine Probe zur feingeweblichen Untersuchung entnommen werden.
Der PAP – Abstrich
Der Name des bekannten „Krebsvorsorgeabstriches“ geht auf Dr. Papanicolao zurück, der Ende der 20er Jahre Ergebnisse über Zelluntersuchungen nach Scheidenabstrich veröffentlicht hat. Der „PAP“ ist seither jeder Frau geläufig.
Die Zellen werden mit Watteträgern oder Bürsten gewonnen, auf einem Objektträger ausgestrichen und nach einer speziellen Färbung von unseren Gynäko-Pathologen untersucht.
Hierbei bedeuten:
- PAP I : Normalbefund,
- PAP II: Entzündliche / Degenerative Veränderungen (noch normal)
- PAP III: Stark entzündliche und / oder dysplastische Veränderungen, unklarer Befund, Neoplasie (Krebsvorstufe) nicht auszuschließen
- PAP IIID: Leichte bis mittelgradige Dysplasie
- PAP IVA: Schwere Dysplasie
- PAP V: Verdacht auf invasives Karzinom (Krebs)
Wie werden die Krebsvorstufen behandelt?
Die Behandlung der Dysplasien reicht von der beobachtenden Verlaufskontrolle bei leichten Veränderungen am Muttermund bis hin zur Gebärmutterentfernung bei schweren Veränderungen. Veränderungen an der Vulva können mit dem Laser entfernt werden, z.B. Feigwarzen. Großflächige Veränderungen erfordern manchmal operative Eingriffe mit dem Skalpell, auch mit plastischen Rekonstruktionen. Einen großen Stellenwert hat dabei auch der Einsatz des Lasers zum Zerstören oberflächlicher Hautveränderungen und bei die Schlingenkonisation. Das Gewebe wird dann von Pathologen genau für eine abschließende Diagnose untersucht.
Einfluss auf die Behandlungsmethode haben der Schweregrad der Veränderung, die Ausdehnung, aber auch die persönlichen Lebensumstände der Patientin, wie z.B. Familienplanung, die in einem gemeinsamen Gespräch ausführlich besprochen werden.