Eine verspätete Menstruation ist eine der häufigsten Beschwerden, mit denen sich Frauen an GynäkologInnen wenden. Wir erläutern die 3 häufigsten Gründe, warum die Periode zu spät kommen kann.
Die Dauer eines normalen Menstruationszyklus beträgt nicht mehr als 25-35 Tage. Kleine Abweichungen im Zeitpunkt des Beginns der Periode sind normal, jedoch nur, wenn die Verzögerung 10 Tage nicht überschreitet.
Während viele Frauen sofort eine Schwangerschaft vermuten, gibt es zahlreiche weitere mögliche Gründe, warum die Periode auf sich warten lässt. In diesem Artikel erläutern wir die drei häufigsten Ursachen für eine verspätete Menstruation, erklären die zugrunde liegenden Prozesse im Körper und geben Hinweise, wann ein Arztbesuch sinnvoll ist.
Wie lang ist ein normaler Menstruationszyklus?
Der Menstruationszyklus beschreibt den Zeitraum zwischen dem ersten Tag einer Monatsblutung bis zum ersten Tag der nächsten. Im Durchschnitt dauert dieser Zyklus zwischen 25 und 35 Tagen. Dabei sind kleine Abweichungen von einigen Tagen in der Regel unbedenklich. Eine Verzögerung von bis zu 10 Tagen gilt noch als normal, besonders wenn diese nur gelegentlich auftritt. Erst wenn der Zyklus dauerhaft stark schwankt oder sich deutlich verlängert oder verkürzt, sollte eine gynäkologische Abklärung erfolgen.
3 wichtigsten Gründe der Verzögerung der Periode sind:
Veränderung des Hormonspiegels
Die Gebärmutter selbst produziert keine Hormone, sondern ist ein Organ, das empfindlich auf einen bestimmten Hormonspiegel im Blut und dessen Verhältnis reagiert. Und wenn sich etwas auf hormoneller Ebene ändert, reagiert die Gebärmutter mit pünktlicher Menstruation, eine Verzögerung, vorzeitigem Beginn, oder mit mäßiger, spärlicher, stärkerer, schmerzhafter oder schmerzloser Periode.
Hormone steuern den gesamten Menstruationszyklus. Insbesondere die weiblichen Sexualhormone – Östrogene und Progesteron – sind maßgeblich daran beteiligt.
Kommt es zu hormonellen Verschiebungen, können folgende Veränderungen auftreten:
- Verspätete oder vorzeitige Periode
- Verkürzte oder verlängerte Blutungsdauer
- Stärkere oder schwächere Blutung
- Schmerzhafte oder schmerzlose Menstruation
Typische Ursachen für hormonelle Veränderungen sind:
- Pubertät und Wechseljahre: In diesen natürlichen Lebensphasen sind Schwankungen häufig.
- Verhütungsmethoden: Insbesondere beim Absetzen oder Wechsel hormoneller Verhütungsmittel wie der Pille.
- Hormonelle Erkrankungen: Krankheiten wie das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), Schilddrüsenerkrankungen oder Störungen der Nebennierenrinde.
- Medikamenteneinnahme: Einige Medikamente wie Antidepressiva oder Kortikosteroide beeinflussen ebenfalls den Hormonhaushalt.
Ein unausgeglichener Hormonspiegel zeigt sich häufig nicht nur an Zyklusstörungen, sondern auch an Symptomen wie Akne, Haarausfall, Gewichtszunahme oder Stimmungsschwankungen.
Stress
Auch Akklimatisierung, Umzug, mehrere Flugreisen in kurzem Zeitraum, Jetlag oder Unterbrechung des gewöhnlichen Tag-Nacht-Zyklus wie z.B. Arbeit in Nachtschichten sowie Mangel an gesundem Qualitätsschlaf, der für eine vollständige Erholung notwendig ist, können Gründe für einen veränderten Zyklus sein.
Stress ist eine der häufigsten, oft unterschätzten Ursachen für eine verspätete oder ausbleibende Periode. Körperlicher oder psychischer Stress führt zur vermehrten Ausschüttung von Cortisol. Dieses Stresshormon wirkt hemmend auf den Hypothalamus – jenes Gehirnareal, das maßgeblich an der Steuerung des Menstruationszyklus beteiligt ist.
Folgende Stresssituationen können den Zyklus beeinflussen:
- Akute psychische Belastungen (z. B. Prüfungen, familiäre Krisen, Trennungen)
- Chronischer Stress am Arbeitsplatz oder in der Familie
- Schlafstörungen oder dauerhafter Schlafmangel
- Langstreckenreisen mit Jetlag
- Wechselnde Nachtschichtarbeit
Unter starkem Stress fährt der Körper alle nicht lebensnotwendigen Prozesse herunter – dazu gehört auch die Fortpflanzungsfähigkeit. Deshalb kann sich die Menstruation verzögern oder sogar komplett aussetzen.
Änderung des Lebensstils
Dabei handelt es sich um Beginn neuer Sportarten, rasche Steigerung der körperlichen Aktivität, Akklimatisierung, Umzug, mehrere Flugreisen im kurzen Zeitraum, Jetlag oder Unterbrechung des gewöhnlichen Tag-Nacht-Zyklus wie z.B. Arbeit in Nachtschichten sowie Mangel an gesundem Qualitätsschlaf, der für eine vollständige Erholung notwendig ist.
Neben Stress und hormonellen Veränderungen spielt auch der Lebensstil eine entscheidende Rolle:
- Beginn intensiver sportlicher Aktivität: Plötzliche starke körperliche Belastungen können den Eisprung verzögern oder verhindern. Besonders Hochleistungssportlerinnen erleben oft Zyklusstörungen.
- Gewichtsveränderungen: Rascher Gewichtsverlust oder -zunahme hat direkte Auswirkungen auf den Hormonhaushalt. Fettgewebe produziert Östrogene; bei starkem Untergewicht sinkt der Östrogenspiegel, was die Menstruation verzögern oder aussetzen kann.
- Ernährungsumstellungen: Extrem kalorienarme Diäten oder Mangelernährungen, etwa bei veganer Ernährung ohne ausreichende Nährstoffzufuhr, beeinflussen die Fruchtbarkeit.
- Ortswechsel und Klimaveränderungen: Umzüge oder längere Aufenthalte in anderen Klimazonen können den Zyklus zeitweise durcheinanderbringen.
- Schichtarbeit: Dauerhafter Wechsel von Tag- und Nachtdiensten stört den zirkadianen Rhythmus und damit die natürliche Hormonproduktion.
Ein besonderer Risikofaktor in diesem Zusammenhang sind Essstörungen. Erkrankungen wie Anorexie(Magersucht) oder Bulimie (Ess-Brech-Sucht) führen häufig zu extremen Hormonstörungen. Bei starkem Untergewicht stellt der Körper die Menstruation oft vollständig ein (Hypothalamusamenorrhö). Auch bei Binge-Eating-Störungen oder orthorektischem Essverhalten kann es zu Zyklusschwankungen kommen.
Anzeichen dafür, dass eine Essstörung den Zyklus beeinflussen könnte:
- Längeres Ausbleiben der Regelblutung
- Stark schwankendes Körpergewicht
- Ausgeprägtes Kalorienzählen oder zwanghaftes Sportverhalten
- Angst vor Gewichtszunahme
- Körperbildstörungen
Wenn solche Symptome auftreten, sollte unbedingt eine ärztliche und gegebenenfalls psychotherapeutische Begleitung erfolgen.
Weitere mögliche Ursachen einer verspäteten Menstruation
Neben den drei häufigsten Gründen gibt es weitere Faktoren, die eine verspätete oder ausbleibende Periode verursachen können:
- Schwangerschaft: Auch wenn sie nicht geplant oder unwahrscheinlich erscheint, sollte bei ausbleibender Periode ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden.
- Stillzeit: In der Stillphase, insbesondere während des ausschließlichen Stillens, bleibt die Menstruation oft aus oder ist unregelmäßig.
- Perimenopause: Bereits Jahre vor den Wechseljahren kann der Zyklus unregelmäßig werden, begleitet von weiteren Symptomen wie Hitzewallungen oder Schlafstörungen.
- Chronische Erkrankungen: Krankheiten wie Diabetes, Zöliakie oder entzündliche Darmerkrankungen können ebenfalls Auswirkungen auf den Zyklus haben.
- Medikamente und medizinische Therapien: Hormonbehandlungen, Chemotherapien oder bestimmte Psychopharmaka können Zyklusstörungen verursachen.
Periode bleibt aus – Behandlung
Die Behandlung einer verspäteten oder unregelmäßigen Menstruation richtet sich immer nach der Ursache der Zyklusstörung. Es gibt keine „eine“ Therapie für alle Fälle. Ziel ist es, das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen, die Lebensqualität zu verbessern und mögliche Erkrankungen rechtzeitig zu behandeln.
- Behandlung hormoneller Störungen
- Hormonregulation: Bei nachgewiesenen hormonellen Ungleichgewichten (z. B. Schilddrüsenerkrankungen, PCOS) kann eine gezielte medikamentöse Behandlung helfen, den Zyklus zu stabilisieren.
- Hormonelle Verhütungsmittel: In manchen Fällen kann eine Antibabypille verschrieben werden, um den Zyklus zu regulieren, insbesondere bei PCOS oder funktionellen Hormonstörungen.
- Zyklustherapie: Bei Kinderwunsch oder schwerwiegenden Störungen können spezielle Zyklusbehandlungen (z. B. Hormoninjektionen) notwendig sein.
- Stressmanagement
- Psychologische Unterstützung: Bei chronischem Stress oder emotionalen Belastungen kann eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll sein.
- Entspannungstechniken: Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und den natürlichen Hormonhaushalt zu unterstützen.
- Schlafhygiene: Regelmäßige Schlafenszeiten und die Optimierung des Schlafumfelds fördern die Erholung und die hormonelle Balance.
- Anpassung des Lebensstils
- Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Kalorien- und Nährstoffzufuhr stabilisiert den Zyklus. Bei Essstörungen ist eine gezielte ernährungstherapeutische Begleitung wichtig.
- Moderate Bewegung: Regelmäßige, aber nicht übermäßige körperliche Aktivität unterstützt die Hormonregulation.
- Gewichtsstabilisierung: Sowohl Untergewicht als auch Übergewicht können den Zyklus stören. Ein gesundes Körpergewicht ist entscheidend für eine regelmäßige Menstruation.
- Behandlung von Grunderkrankungen
- Medikamentöse Therapie: Bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenproblemen erfolgt eine individuelle Behandlung der Grunderkrankung, was oft auch den Zyklus verbessert.
- Behandlung von Essstörungen: Bei Verdacht auf eine Essstörung sollte eine fachärztliche Diagnostik und ein interdisziplinäres Behandlungsteam (z. B. ÄrztInnen, TherapeutInnen, ErnährungsberaterInnen) eingeschaltet werden.
Wann ist der Arztbesuch notwendig?
Eine Kontrolle beim Frauenarzt ist dann ratsam, wenn Zyklusstörungen plötzlich und ohne erkennbaren Grund auftreten
Nicht jede verspätete Menstruation ist ein Anlass zur Sorge. Ein Arztbesuch ist jedoch ratsam, wenn:
- Die Periode wiederholt mehr als 10 Tage zu spät kommt.
- Die Menstruation über mehrere Monate ausbleibt.
- Starke Veränderungen im Zyklus auftreten (z. B. sehr starke oder sehr schwache Blutungen, Zwischenblutungen).
- Weitere Symptome wie Schmerzen, Haarausfall, starke Gewichtsschwankungen oder starke Hautveränderungen hinzukommen.
- Der Verdacht auf eine Schwangerschaft besteht.
- Hinweise auf eine mögliche Essstörung vorliegen.
Eine gynäkologische Untersuchung kann hormonelle Störungen erkennen, Schwangerschaften feststellen und organische Ursachen ausschließen. Zudem kann der behandelnde Arzt oder die Ärztin gemeinsam mit der Patientin überlegen, ob weiterführende Diagnostik (z. B. Hormonstatus, Ultraschalluntersuchung) sinnvoll ist.
Eine verspätete Menstruation ist häufig harmlos und kann durch Stress, Veränderungen im Lebensstil oder hormonelle Schwankungen entstehen. Dennoch ist es wichtig, den eigenen Körper aufmerksam zu beobachten. Zyklus-Tracking-Apps oder ein Menstruationstagebuch können helfen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Wiederkehrende Unregelmäßigkeiten oder ein längeres Ausbleiben der Menstruation sollten jedoch immer ärztlich abgeklärt werden, um ernsthafte Ursachen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.
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